Ein Puffer für die Emscher

Gelsenkirchen. Ein neues, riesiges Regenrückhaltebecken in Dortmund soll die Hochwassergefahr in Kombination mit dem laufenden Kanalbau senken. Aktuell strömt der Fluss allerdings nur träge dahin.

Land unter an Donau und Elbe, die Flut-Katastrophe beherrscht in diesen Tagen Nachrichten und Gespräche. Und die Emscher? Fließt – mehr oder weniger – ruhig dahin. 79 cm Wasserstand wurden Montag am Pegel Sutum gemessen – „das ist rein gar nichts“, sagt Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft. Mit 75 cm wird dort der Stand für ein „sogenanntes mittleres Niedrigwasser“ angegeben.

Doch das Auf und Ab am Fluss kann durchaus extrem sein. Nach dem kräftigen Regen am Sonntag sprang der Pegel an. Abawi: „Da hatten wir kurzfristig einen Anstieg bis auf fast zwei Meter.“ Doch selbst dann bleibt noch viel „Luft“ nach oben. Bei 4,12 m erreicht der Pegel die Marke für „mittleres Hochwasser“. Im August 2010 wurden 4,71 m gemessen. 113 Kubikmeter Wasser pro Sekunde rauschen dann durchs Emscherbett. Doch die Deichkrone hatte das Wasser auf seinem Lauf durch Gelsenkirchen auch damals noch nicht erreicht. So soll es bleiben.

Fluch und Segen zugleich

Im Rahmen des Emscher-Umbaus werde für eine weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes gesorgt, betont man bei der Emschergenossenschaft und lässt Fakten sprechen: Für den Schutz der Anrainerstädte ist aktuell die Fertigstellung des Rückhaltebeckens in Dortmund-Mengede von enormer Bedeutung. Im Dreieck der Autobahnen A 2 und A 45 hat es die Fläche von rund 46 Fußballfeldern. Im Hochwasserfall kann die durch das Becken fließende Emscher über ein Drosselbauwerk gestaut werden. 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser können so „gepuffert“ werden – so viel wie in sieben Millionen Badewannen passen würde. Eine fatale Emscher-Welle soll maßgeblich durch das Becken im Zusammenspiel mit weiteren Stauräumen gebremst werden. Gerade der Dortmunder Ortsteil Marten war 2008 von einem Emscher-Hochwasser stark betroffen. In Gelsenkirchen konnte der Fluss seit 1946 stets im Zaum gehalten werden.

Aufräumen nach der Flut

Das Hochwasser zieht sich aus einigen Regionen zurück und die Helfer können mit den Aufräumarbeiten und Reparaturen beginnen. © dpa

Diese freiwilligen Helfer warten im bayrischen Deggendorf auf ihren Einsatz. © dpa

Arbeit gibt es genug – zum Beispiel müssen in vielen Häusern die vom Hochwasser zerstörten Böden entfernt werden. © dpa

In Brandenburg bleibt die Lage weiter angespannt, hier stehen weiterhin einige Häuser in den Elb-Fluten. © dpa

In Sachsen-Anhalt sorgte dieser Dammbruch für weitere Zerstörungen. © dpa

Durch den Durchbruch wurde das Dorf Fischbeck überflutet. © dpa

Die Helfer versuchten noch, mit Sandsäcken den Deich zu verstärken. © dpa

Andere Dämme werden weiterhin von den Einsatzkräften verstärkt. © dpa

Dabei werden Unmengen von Sandsäcken verbaut. © dpa

Viele Hausbesitzer sind zurzeit vom „Festland“ abgeschnitten. © dpa

Uwe Peterle hat mit seiner Badewanne eine kreative Möglichkeit gefunden sein Haus zu erreichen. © dpa

Auch bei der Bahn sorgt das Hochwasser für Probleme. © dpa

Einige Zugstrecken müssen umgeleitet oder ganz gesperrt werden. © dpa

Erst wenn sich das Hochwasser zurückgezogen hat, wird das ganze Ausmaß der Zerstörung klar. So wie hier in Meißen haben in vielen Städten die Betroffenen mit den Aufräumarbeiten begonnen. © dpa

Die mühevoll aufgetürmten Sandsäcke müssen… © dpa

…nun wieder beiseite geschafft werden. © dpa

Die Straßen müssen vom angeschwemmten Schlamm befreit werden. © dpa

Dabei hilft in einigen Städten auch die Polizei mit ihren Wasserwerfern. © dpa

Reinigungsmaterialien werden überall benötigt. © dpa

Ein Sportwagen-Händler im bayrischen Deggendorf konnte… © dpa

…seinen Fuhrpark nicht vor den Fluten schützen. © dpa

Die Schlammschicht auf den Karossen lässt vermuten,… © dpa

… dass die Autos komplett unter Wasser standen. © dpa

Nach den ganzen Mühen, um Hab und Gut vor den Fluten zu schützen, haben die betroffenen Menschen nun mit den Aufräumarbeiten und Reparaturen begonnen. © dpa

1/72

Kanalisiert strömt der Fluss dahin und verhält sich dabei „wie ein Sprinter. Hochwasserwellen werden schnell abtransportiert. Der Scheitelpunkt wandert rasch Richtung Rhein“, so Abawi. Fluch und Segen zugleich. Pumpwerke und Dämme am Flusslauf werden massiv gefordert, andererseits zieht sich das Drama nie lange hin. Im Zuge des Emscher-Umbaus sind nicht nur die Staubecken Großbaustellen. Bekanntlich wird bis 2018 das Abwasser abgekoppelt und strömt dann unterirdisch durch den riesigen Kanal, der aktuell im Bau ist. Bis 2020 wird der Fluss teil-renaturiert, das Gewässerprofil geöffnet. Abawi: „So schaffen wir deutlich mehr Fassungsvermögen.“