Gelsenkirchen. Zehn Jahre nach der Jahundertflut in Sachsen veranstaltet die Stadt Altenberg eine Gedenkveranstaltung. Damals eilten Gelsenkirchener zu Hilfe, die auch jetzt wieder eingeladen sind.
Eigentlich war der Sommer 2002 nichts besonderes. Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite und nichts deutete damals auf die Katastrophe hin, die sich am 12. August ereignen sollte. Denn an diesem Montag sollte sinnflutartiger Regen Bäche im Osten Deutschlands zu reißenden Strömen machen und Milliardenschäden verursachen.
In Altenberg, einer Kleinstadt mit 8500 Einwohnern im Osterzgebirge, trat unter anderem die Rote Weißeritz über die Ufer und verwüstete den Ortsteil Kipsdorf. „Sie war zu einem Monster geworden und riss alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellte. Die weggeschwemmten Häuser, Bäume, Autos und Wohnwagen, sowie das viele, viele Geröll stauten sich vor den Brücken auf, zerstörten diese zum Teil, womit weiteres Schwemmgut für die nächste Brücke mitgerissen wurde. Wo die Brücke hielt, trat dieser sich nicht bändigende Fluss über die Ufer, verwüstete die Grundstücke und hinterließ ein Bild des Schreckens“, erinnert sich Thomas Kirsten, Bürgermeister von Altenberg.
Zwölf Helfer aus Gelsenkirchen
Die Bilder der Zerstörung sahen auch zwei Auszubildende von Gelsengrün (heute Gelsendienste). Claudia Weidemann und Thomas Rülecke wollten helfen und sprachen mit Ausbilder Markus Hölzemann. Der zögerte nicht und holte sich das Ok von seinem Chef Dr. Rainer von Courbière. Donnerstagnacht rollte ein Trupp von zwölf Gelsengrün-Mitarbeitern vom Betriebshof los. „Wir hatten alles für den Einsatz dabei. Bagger, LKW. Nahrungsmittel und Medikamente für Notfälle“, sagt Markus Hölzemann.
„So eine Zerstörung habe ich noch nicht gesehen. Ein eigentlich vier Meter breiter Bach hat alles verwüstet. Aus dem Erzgebirge kamen Massen von Holz und Gestein, die alles mitgerissen haben. An vielen Stellen war auf einem 80 Meter breiten Streifen alles zerstört“, erinnert sich der Ausbilder von Gelsengrün. Gemeinsam mit den Helfern des Gelsenkirchener THW wurden die Gelsengrün-Mitarbeiter in Altendorf eingesetzt, wo sich Bürgermeister Thomas Kirsten schon einen Überblick über die Katastrophe verschafft hatte.
41,8 Millionen Euro Schaden
„Die Stadt Altenberg hatte Schäden von 41,8 Millionen Euro zu verzeichnen. Bundes-, Staats- und Kreisstraßen sind hier nicht inbegriffen und auch die waren zerstört. Auch die privaten Schäden sind da nicht dabei. Allein 17 Millionen Euro Schäden an der Infrastruktur galt es zu beheben“, so Bürgermeister Thomas Kirsten. Aber vor allem an den privaten Schäden arbeiteten die Helfer aus Gelsenkirchen.
„Es gab unzählige Löcher in den Straßen und ganze Zuwege zu Privathäusern, die unpassierbar waren“, sagt Markus Hölzemann. Er und seine Kollegen von Gelsengrün richteten Straßen provisorisch wieder her, machten sie befahrbar. Bachläufe wurden begradigt und „Unmengen Bäume haben wir gefällt und zu einer Sammelstelle gebracht“, so Markus Hölzemann, der sich vor allem an das Zusammengehörigkeitsgefühl in diesen Tagen gerne zurück erinnert. „Als Team haben wir viel geleistet. Bis Sonntag waren wir vor Ort und haben mehr als 70 Stunden gearbeitet. Abends haben alle Helfer im Bahnhofsgebäude beisammen gesessen und den Tag ausklingen lassen. Die Bewohner von Altenberg haben uns mit Brötchen und Wasser versorgt, denn es war unglaublich heiß. Es waren Tage, die man nie vergisst.“
"Brücken von Mensch zu Mensch"
Nicht vergessen werden auch die Altenberger die Hilfe aus dem Ruhrgebiet. „Brücken von Mensch zu Mensch – Brücken nach Altenberg“ war das Motto. Zwei Brücken wurden provisorisch von Gelsenkirchener Firmen errichtet, Geld- und Sachspenden gingen nach Sachsen. „Dafür und für alles andere geht unser Dank nach Gelsenkirchen“, sagt Thomas Kirsten.
Danke sagen, das wollen Altenbergs Bürger zehn Jahr nach der Katastrophe noch einmal. Am 12. August findet dann eine Gedenkveranstaltung statt. Natürlich wieder mit Gelsenkirchenern, die in Sachsen immer herzlich willkommen sind.