Gelsenkirchen. Minijobs, Teilzeitbeschäftigung oder gar Leiharbeit: Bei der zentralen Kundgebung im Rahmen der DGB-Kampagne für gute Arbeit in der Emscher-Lippe-Region forderte DGB-Vorsitzender Michael Sommer unter anderem den Mindestlohn von 8,50 Euro.

Das hatte schon was: An die 100 Motorräder knatterten Samstagvormittag auf den Kennedyplatz, um den Sommer zu holen. Obwohl der schon längst da war ... der DGB-Chef. Michael Sommer und die Biker waren samt typisch knallrotem englischen Doppeldeckerbus in der Emscher-Lippe-Region unterwegs für „gute Arbeit“.

Der Biker-Korso hatte sich morgens in Bottrop in Bewegung gesetzt, um vor Gelsenkirchens Kulturtempel, dem Musiktheater im Revier, bei der Hauptkundgebung in Worte zu kleiden, wofür man mit beeindruckendem PS-Geschwader unterwegs war. Sowohl Josef Hülsdünker, DGB-Vorsitzender der Emscher-Lippe-Region – übrigens ordnungsgemäß im Beiwagen der Moto Guzzi von IG-Metall-Bevollmächtigtem Robert Sadowsky zum MiR gebraust – als auch Michael Sommer beschworen: sichere Arbeit, soziale Löhne und Renten.

Mindestlohn von 8,50 Euro

Hülsdünker, bekennender Anhänger des Konzepts „Gelsenkirchener Appell“, beklagte die rasante Ausweitung prekärer Arbeitsverhältnisse. Und fragte: „Warum sollte nicht heute ein neuer, starker Impuls von Gelsenkirchen ausgehen: für gute und fair bezahlte Arbeit!“ Der Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds nahm den Faden auf.

Immer mehr Menschen seien zu prekärer Arbeit gezwungen – in Teilzeit, Leiharbeit oder in Minijobs für Stundenlöhne unter 7 Euro. „Wir brauchen den Mindestlohn. Den wollen inzwischen alle, aber einige wollen ihn wirklich“, sagte Sommer. Und ließ keinen Zweifel aufkommen, an wen er bei „einige“ denkt. „8,50 Euro sind ein Muss, egal ob Ost oder West, Mann oder Frau.“

Vor allem Frauen sind von Altersarmut betroffen

Weiter beschwor dann der Wahlkämpfer Sommer die Riege der anwesenden SPD-Vertreter – allen voran Bundestagsabgeordneter Joachim Poß und Landtagsabgeordnete Heike Gebhardt auf einen Regierungswechsel ein: „Wir wollen den Mindestlohn nach dem 22. September ganz schnell im Bundesgesetzblatt sehen“, schrieb er den Genossen ins Stammbuch. „Selbst wenn die Koalitionsverhandlungen vier Wochen dauern.“

Auch das Thema Altersarmut treibt den Gewerkschafts-Vorsitzenden um. „Wer heute schlecht bezahlt wird, ist morgen arm. Davon sind vor allem Frauen betroffen.“ Sommer legte indes nicht nur den Finger in die bundesdeutsche Wunde. „Wer ein soziales Europa will, muss etwas gegen Arbeitslosigkeit tun – in Gelsenkirchen und in Thessaloniki.“

Bürgermeisterin Gabriele Preuß bezeichnete es als skandalös, dass Menschen mit dem Lohn ihrer Arbeit nicht leben könnten und zum Aufstocken gezwungen seien. Das habe GE allein im vergangenen Jahr 12 Mio. Euro gekostet.