Bochum.. Michael Sommer war zu Gast bei der DGB-Bezirksjugendkonferenz. 80 Delegierte diskutieren politische Standpunkte.
Wie wollen sich die Jugendgruppen der deutschen Gewerkschaften politisch aufstellen und welche Meinungen vertreten die jungen Arbeitnehmer aus Nordrhein-Westfalen? Diese Fragen diskutierten am Samstag über 80 Delegierte und 30 Gäste bei der Bezirksjugendkonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Jahrhunderthaus. Als prominenter Gast richtete auch DGB-Bundesvorstand Michael Sommer ein Grußwort an die Jugend.
In Zeiten der Eurokrise verwies er dabei auch auf die Perspektiven junger Arbeitnehmer im Süden: „Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn im Süden Europas eine dermaßen große Jugendarbeitslosigkeit herrscht“, so Sommer, der die Zuwanderung nach Deutschland im Blick hat. „Früher war Europa ein Friedensprojekt. Jetzt ist es ein Zukunftsprojekt.“ Schließlich böte die Europäische Union auch deutschen Jugendlichen viele Weiterbildungschancen. „Die jungen Leute haben mittlerweile andere Sprachfertigkeiten, die es ihnen ermöglichen, im Ausland zu lernen und zu arbeiten.“
Internationaler Austausch und die Jugendkultur
Gerade bei der Anerkennung von Berufs- und Schulabschlüssen innerhalb Europas seien in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt worden, so der DGB-Bundesvorsitzende. Auch Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB in NRW, empfahl den Delegierten der acht Mitgliedsgewerkschaften, den internationalen Austausch und die Jugendkultur zu pflegen. Als Image der Gewerkschaften müsse deutlich werden: „Die kämpfen für gute Arbeit, aber auch für ein gutes und schönes Leben“, so Andreas Meyer-Lauber.
Abschaffung sachgrundloser Befristungen
Welche Positionen im Arbeitskampf eingenommen werden sollen, diskutierten die Delegierten im Anschluss. Teils auch kontrovers: „Wenn es zum Beispiel um zivilen Ungehorsam, wie Sitzblockaden bei Demonstrationen, geht, gibt es sehr unterschiedliche Standpunkte“, erklärt Anke Unger, Vorsitzende der Bezirksjugend NRW. Für die Gewerkschaft der Polizisten etwa sei das mit dem Berufsethos nicht vereinbar. Und bei Fragen der Energiepolitik würde sich die Verdi-Jugend gegen die Nutzung fossiler Energieträger einsetzen, während die Gewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) mehr Braunkohlekraftwerke fordere.
Gute Aussichten indes räumte Anke Unger den Anträgen ein, die sich mit der Bezahlung und befristeten Verträgen für junge Arbeitnehmer auseinandersetzen. So forderten einige Delegierte etwa einen Mindestlohn von zehn Euro (1,50 Euro mehr als die erwachsenen Gewerkschaftsmitglieder) und eine Mindestausbildungsvergütung. Am Herzen läge den Jugendlichen auch die Abschaffung sachgrundloser Befristungen, so Unger.