Gelsenkirchen. Die erste „Speaker‘s Corner“-Veranstaltung läuft schleppend an. Die wenigen Besucher kamen zum Gesprächskreis im Container zusammen.
„Speaker‘s Corner“ heißt übersetzt „Die Ecke eines Redners“. Im ursprünglichen Sinne stellt sich dazu eine Person auf einen erhöhten Platz und spricht, über Probleme, Lösungen und das Leben. Dabei sollen andere Personen angezogen werden und in eigenen Reden wiederum ihren Teil dazu beitragen.
Soweit die Idee und die (Londoner) Praxis. Im Rahmen des Projektes „Steinbruch Demokratie“ versuchte Paul Baumann genau das umzusetzen.
Vor der Bluebox, an der Ecke Vattmannstraße, steht ein roter Container. Das Areal darum ist eingezäunt. Hier soll „Speaker‘s Corner“ stattfinden. Doch die Resonanz ist gering. „Das Wetter ist schlecht und es ist das Pfingstwochenende. Kein guter Zeitpunkt“, glaubt Paul Baumann. Doch dann kommt eine ältere Dame (sie und die anderen zwei Teilnehmer möchten namentlich nicht genannt werden). In der Zeitung habe sie davon gelesen und sei von Erle mit der Bahn gekommen, um sich anzuhören, was die Leute so betreffe. Selbst wolle sie eigentlich nichts sagen.
Doch sie kommt schneller ins Gespräch als sie dachte. Gemeinsam zieht sich Paul Baumann mit ihr und zwei anderen Teilnehmern in den Container zurück. Schnell geht es um Altersarmut. Um die Frage wer ist arm, und ab wann ist man arm?„Speaker’s Corner“ wird nun mehr zum Gesprächskreis. Die Beteiligten kommen von Höcksen auf Stöcksen. Opel, Hartz IV und der Mindestlohn ... Endgültige Antworten wird an diesem Abend keiner der Gesprächspartner finden. Aber der Austausch ist auch schon einmal ein Erfolg.