Gelsenkirchen.

Die schlechten Erfahrungen der Vermieter Eberhard (74) und Ursula Kirchner (73), denen die WAZ nachging, sind kein Einzelfall. Die Kirchners hatten einen Mieter, der vom Jobcenter finanziert wurde. Der hatte in einer Nacht- und Nebelaktion eine verwüstete Wohnung hinterlassen.

Wohin es ihn verschlagen hat, dies erfahren die beiden Senioren nicht. Das Jobcenter weiß es zwar, es muss die nächste Wohnung ja auch bezahlen, doch darf es aus Datenschutzgründen nicht sagen. Nachdem die WAZ darüber berichtete, gab es großes Echo. Zahlreiche Fernsehsender meldeten sich bei den Kirchners. Bei der WAZ meldeten sich weitere Vermieter, denen es ähnlich erging.

Keine Auskunft bekommen

Martin Ellers aus Erle: „Ihren Bericht kann ich voll und ganz bestätigen. Das Integrationscenter hält sich überall raus, überweist die Miete an den Hartz IV- Empfänger und beruft sich gegenüber dem Vermieter auf den Datenschutz.“, schrieb er an die WAZ-Redaktion. Als ihm die Miete nicht mehr überwiesen wurde, hatte er das Integrationscenter informiert und bekam keine Auskunft.

Es gehe nicht nur um die ausstehenden Mieten. „Die Gerichtskosten, die Räumungsklage und der Gerichtsvollzieher müssen ebenso vom Vermieter bezahlt werden und dann kommen noch die Säuberungs- und Sanierungskosten.“ Er fragt sich jetzt, ob er die Wohnung nicht besser leer stehen lässt.

Das ist nicht zu umgehen

Jeden zweiten Monat fehlt bei K. Grünberg die Miete des 21 Jahre alten Mieters. Die Vermieter kümmern sich darum, schicken den Jungen zum Jobcenter. „Dann wird die Miete nachgezahlt. Ich habe ein Gespräch mit der ARGE geführt, natürlich bekommt man keine Auskunft.“

Als die Vermieter genug davon hatten, hinter dem Geld herzulaufen habe es im Jobcenters geheißen: „Der junge Mieter muss lernen, seine Pflichten zu erfüllen. Wenn er das nicht macht, muss er merken, dass es so nicht geht. Das dann auch die Vermieter kein Geld bekommen ist traurig aber nicht zu umgehen.“

Danach reichte es den Vermietern. „Ich habe gesagt, dass ich dem Mieter kündigen werde.“ Als Antwort sei der Satz gefallen, dann ist es eben so, nur so lernt er. „Das ist alles schlimm, doch ich bin nicht seine Mama sondern die Vermieterin, die um die Miete bangen muss.“

„Ich bin kein Sozialarbeiter“

Annegret Treichel aus Erle geriet zuletzt zwei Mal an säumige Mieter. „Die Leute haben z.T. über mehrere Monate das für die Miete vorgesehene Geld anderweitig ausgegeben.“ Die Bitte beim Jobcenter, auf die Mieter einzuwirken sei mit den Worten „Ich bin doch kein Sozialarbeiter“, quittiert worden.

Annegret Treichel: „Eine Grundsicherung ist richtig. Dass hier aber meine Steuergelder ausgegeben werden, ohne das die Betroffenen die Leistungen und Verhaltensweisen an den Tag legen, die von jedem „Normalbürger“ erwartet werden, finde ich bestürzend.“ Sie vermietet nicht mehr an Hartz- VI-Empfänger.

Kaution zurück bekommen

Gabi Mossakowski musste die komplette Wohnung renovieren. Das Jobcenter hatte sogar eine Garantieerklärung für die junge Mieterin ausgestellt. Sie blieb trotzdem auf der Miete sitzen. Erst als sie sich beim Bürgermeister beschwerte habe sie immerhin die Kaution zurück bekommen.