Gelsenkirchen. . Er war 53 Jahre, als er anfing, ernsthaft zu rennen. Aus Spaß und um nicht unbeweglich zu werden. Beim Vivawest-Marathon am Sonntag will das Vorstandsmitglied der Erler Sportgemeinschaft die Mammutstrecke in vier Stunden bewältigen. Aus seinem Verein ist er – Jahrgang 1948 – der älteste Teilnehmer bei der Langstrecke.
Heinz Schlimmer ist kein Asket. Er hat auch in den letzten Wochen keine Diäten gehalten. Aber für den Vivawest-Marathon am Sonntag hat er sich trotzdem eine Menge vorgenommen. Der Rentner will sich an einen der Zugläufer von Adler Bottrop hängen, die vier Stunden als Zielmarke haben. Nicht schlecht für einen fast 65-Jährigen, der die meiste Zeit seines Lebens im Büro gearbeitet hat und erst mit zarten 53 Jahren begann, ernsthaft zu laufen.
„Ich habe immer schon Fußball gespielt, Betriebssport gemacht. Und ein wenig gejoggt, ja, schon. Aber nie lange Strecken.“ Und warum dann plötzlich, mit 53 Jahren? „Ich hatte gerade meine Scheidung hinter mir. Da hatte ich das Gefühl, ich muss etwas Neues anfangen“ Und dann ist er auch gleich den Street-Marathon in Köln mitgelaufen. 2004 dann schaffte er seine persönliche Bestzeit: 3 Stunden 46 Minuten beim Ruhr-Marathon. Seine letzte Ultralang-Strecke allerdings hat er 2007 beim Karstadt-Marathon absolviert .
60 Kilometer je Woche trainiert
Lampenfieber wegen der Mammut-Aufgabe, die er sich aufgeladen hat? „Ja, ein bisschen schon. Aber die genaue Zeit ist mir nicht so wichtig.“ Man nimmt Heinz Schlimmer gern ab, dass er nicht zu den Verbissenen zählt, obwohl man schon einen sehr starken Willen braucht, um die Strecke durchzustehen. Drei bis viermal die Woche hat er zuletzt trainiert, 60 km je Woche gelaufen. In diesen Tagen hat er sicherheitshalber nochmal ein Belastungs-EKG machen lassen. Alles gut, sagt der Arzt. Ein Pulsmessgerät nimmt er lieber nicht mit auf die Strecke. „Das macht nur nervös. Ab Kilometer 25 oder 30 geht der Puls unweigerlich hoch, bis zu 140. Das will ich dann gar nicht wissen,“ erklärt der vierfache Vater. Seine Kinder wollen ihm alle live die Daumen drücken, ihn am Ziel empfangen.
Am Samstag will Schlimmer nochmal Energie tanken mit Nudeln oder Kartoffeln, aber ohne Bierchen, trotz letztem Schalke-Heimspiel. Am Sonntag zum Frühstück gibt es höchstens eine Scheibe Toast mit Honig plus Banane, dazu Tee. „Unterwegs möchte ich aber an jeder zweiten Station trinken. Wasser, keine Cola. Ich hab drei Powergels dabei, das ist besser. Und ich werde auch stehen bleiben fürs Trinken. Man verschluckt sich so leicht.“ Rennen mit Knopf im Ohr kommt für den Sozialwart im Vorstand der Erler Sportgemeinschaft nicht nur beim Marathon nicht in Frage. Er will nur laufen.