Gelsenkirchen.

Seit der Entscheidung des Trägervereinsvorstands Mitte März, den Vertrag von Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster nicht mehr zu verlängern und stattdessen Gespräche mit dem MiR-Chefdirigenten Rasmus Baumann aufzunehmen, diskutieren die Musiker heftig über die Nachfolgeregelung.

Ein großer Teil der Musiker spricht sich für ein offenes Kandidatenauswahlverfahren aus, bei dem sich mehrere Dirigenten in Gastdirigaten vorstellen und das Orchester dem Vereinsvorstand danach eine Empfehlung geben würde. Diesen Weg wünscht sich auch Tuba-Spieler Thomas Tirler. Der Bläser, seit 1988 Mitglied zunächst des Westfälischen Sinfonieorchesters Recklinghausen und danach NPW-Musiker, initiierte nun eine Unterschriftensammlung innerhalb des Orchesters. Rund zwei Drittel der Musiker unterzeichneten den Brief an den Trägervereinsvorsitzenden Michael Makiolla, Landrat des Kreises Unna, mit der eindringlichen Bitte um ein faires Auswahlverfahren bei der Berufung des neuen Generalmusikdirektors.

Brief persönlich überreicht

Am Montag überreichte Tirler den Brief persönlich an Makiolla. Das Schreiben erinnert an das sensible Konstrukt Orchester: „Ein Orchester, insbesondere die Neue Philharmonie Westfalen mit ihrer ungewöhnlichen Entstehung und Entwicklung und ihren Mitgliedern in der Verwaltung und auf der Bühne, ist ein empfindliches Konglomerat von Menschen, die besondere Antennen für ein Miteinander, menschlich wie künstlerisch, entwickelt haben. Es ist nicht immer leicht ein Gleichgewicht herzustellen, sozusagen eine interne Balance auszuloten, damit so etwas Außergewöhnliches wie ein gelungenes Konzert oder ein wunderbarer Opernabend entstehen kann.“

Diese Balance aber sei, so der Brief, seit Anfang März durch gewisse interne wie externe Maßnahmen vom Vereins- wie Orchestervorstand empfindlich gestört, angestoßen durch Entscheidungen der Politik im Vorfeld künstlerischer Personalfragen. Die Unterzeichner bitten noch einmal „um ein Auswahlverfahren für die Position des Chefdirigenten der NPW mit mehreren Bewerbern“. Getragen von der absoluten Mehrheit der Orchestermitglieder dokumentiere die Unterschriftenliste die aktuelle Stimmung im Orchester. Tirler appelliert, dieses wichtige Votum nicht zu übersehen. Tirler wirbt für eine einvernehmliche Lösung „dieser empfindlichen Personalie“. Thomas Tirler betont aber auch: „Es gibt keine Ressentiments gegen Rasmus Baumann. Die Musiker sind nicht gegen Baumann, aber sie möchten fair in die Entscheidung eingebunden werden.“