Gelsenkirchen. Das Opernhaus mutierte zeitgleich zum Kino- und Konzertsaal. Monumentale Schwarz-Weiß-Bilder fürs Auge und opulente Farbklänge für die Ohren vermischten sich zu einem prallen Rausch der Sinne. „Mir goes Metropolis“ hieß es im Musiktheater im Revier, und zahlreiche Zuhörer gingen mit, mitten hinein in die futuristische Megastadt, die Filmemacher Fritz Lang 1925/26 mit seinem Kultstreifen „Metropolis“ aufgebaut hatte. Stumm der Film, klanggewaltig die musikalische Live-Begleitung durch die Neue Philharmonie Westfalen.

Am Pult der Kenner historischer Filmmusiken schlechthin: der Essener Dirigent Helmut Imig. Er gilt als ausgewiesener Meister seines Fachs beim Ausgraben und Rekonstruieren alten Celluloid-Partituren. Im letzten Jahr leitete Imig bereits die Uraufführungsfassung des frühen Science-Fiction-Streifens in der Lichtburg Essen. Nach vielen weiteren Stationen nun also Gelsenkirchen.

Der groß besetzte Klangkörper sitzt nahezu im Dunkeln auf der Bühne, direkt dahinter die große Leinwand, über die der legendäre Filmklassiker flimmert. Aus bewegten Bildern und live gespielter Musik entsteht auf Anhieb eine faszinierende, spannende und vor allem stimmige Melange von durchaus suggestiver Sogkraft.

Fritz Langs monumentaler Filmklassiker sorgte bei seiner Uraufführung im Jahre 1927 für lange Gesichter. Ob des Misserfolgs strich der Regisseur fast ein Viertel der Originalszenen, die erst viel später nach und nach wieder rekonstruiert wurden. 2008 dann die Sensation, als in Argentinien die fast komplette Originalversion entdeckt und restauriert werden konnte.

Die ist nun immerhin über zweieinhalb Stunden lang. Eine konzentrierte Mammutaufgabe für die Orchestermusiker, auch wenn die Vorführung durch eine Pause unterbrochen wurde.

Die Philharmonie gab die spätromantische, lautmalerische Filmmusik voller Leitmotivik, Anklänge an Richard Strauss und Zitaten aus der Marseillaise aus der Notenwerkstatt von Gottfried Huppertz äußerst präzise, klar und auf die Sekunde synchron zu den Filmbilden wieder. Aufnahmen und Klänge verschmolzen zu einem faszinierenden Stück lebendiger Filmkunst.

Die visionäre, vielschichtige Produktion versetzt die Zuschauer in eine futuristische Mega-Metropole, in der unter der Erde die Arbeiter in modernen Maschinenparks schuften, während die Führungselite über der Erde rigide herrscht. Eine Zweiklassengesellschaft, in der das Volk aufbegehrt, ein Labor, in dem Roboter zu Leben erwachen, krude religiöse Motive, eine scheinbar unmögliche Liebesgeschichte, die am Ende glücklich ausgeht und vor allem gigantische apokalyptische Szenen. All das in einer stimmigen Symbiose aus Klang und Kino. Jubel am Ende.