Gelsenkirchen.

Vielen Menschen liegt die Entwicklung bei der Neuen Philharmonie Westfalen am Herzen. Einem aber ganz besonders: Jiri Tupa spielte bis vor fünf Jahren die Geige im großen Landesorchester. Und nicht nur das macht ihn zum intimen Kenner des Klangkörpers. „Als ehemaliger Betriebsrat und Orchestervorstand des Westfälischen Sinfonieorchesters fühle ich mich auch jetzt meinen geistigen Kind, der Neuen Philharmonie, tief verbunden.“

In einem Leserbrief und im Gespräch mit der WAZ äußerte der Musiker jetzt große Freunde über die künstlerische und wirtschaftliche Entwicklung der Neuen Philharmonie unter Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster und Intendant Stephan Popp. Tupa, der in Datteln lebt, stellt aber auch kritische Fragen nach dem zukünftigen Mann am Pult „seines“ Orchesters.

Försters Vertrag läuft 2014 aus

Für diesen Posten hatte, wie berichtet, der Vorstand des Trägervereins angekündigt, mit Rasmus Baumann, dem derzeitigen Chefdirigenten des Musiktheaters im Revier, im Gespräch zu sein. Tupa dazu: „Warum soll ein guter Dirigent, der sich im Opernbetrieb bewährt, auf eine Stelle versetzt werden, von der man sich nach sehr guter künstlerischer Entwicklung unter Förster neue Impulse erhofft, die nicht aus dem Theaterfundus stammen?“

Und weiter fragt der Mann, der so lange bei den ersten Violinen im Orchester zu Hause war: „Warum soll man den Opernbetrieb um eine geeignete Persönlichkeit auf dem Feld der Opernliteratur berauben, um sie auf einen Posten, der einen ausgewiesenen Fachmann im Bereich der symphonischen Musik bedarf, zu befördern?“

Tupa ist der Überzeugung, dass das Orchester „unbedingt eine Steigerung des bisher erreichten Niveaus vor allem auf dem symphonischen Feld“ benötige, denn das unterliege dem unmittelbaren Vergleich auf dem hart umkämpften Markt außerhalb des eigenen Wirkungsgebietes. Dort, wo sich, so Tupa, „viele Konkurrenten um die Gunst des Publikums bewerben“.

Der einstige Violinist des Orchesters plädiert deutlich für ein Mitspracherecht bei der Neubesetzung der Position des Generalmusikdirigenten.

Möglicher Wechsel am Philharmonie-Pult

GMD Försters Vertrag läuft Mitte 2014 aus und wird nach dem Beschluss des Trägervereinsvorstands, wie berichtet, nicht mehr verlängert. Der Vorstand nahm stattdessen Gespräche mit dem MiR-Chefdirigenten Rasmus Baumann auf, um einen möglichen Wechsel ans Philharmonie-Pult zu sondieren.

Der Vorstand des Trägervereins der Neuen Philharmonie, bestehend aus Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski, Recklinghausens Bürgermeister Wolfgang Pantförder und dem Landrat des Kreises Unna, Michael Makiolla, hatte nach seiner letzten Sitzung angekündigt, Gespräche mit MiR-Chefdirigent Rasmus Baumann aufgenommen zu haben. Stephan Popp, dem bisherigen Intendanten des Orchesters, habe man eine Vertragsverlängerung angeboten.

Bislang sind aber offensichtlich weder Baumanns noch Popps Vertrag unterschriftsreif. In der jüngsten Orchesterversammlung der Neuen Philharmonie am letzten Mittwoch im Recklinghäuser Depot waren die drei Vorstandsvertreter zu Gast, um die Musiker auf den neuesten Stand zu bringen.

Gute, klärende Sitzung

Hier hätten die Musiker erfahren, sagt Bratschist Andreas Kosinski, Vorsitzender des Orchestervorstands, dass bislang noch keine Entscheidung gefallen sei hinsichtlich der Neubesetzung der GMD-Position. Andreas Kosinski betont: „Das war eine gute, klärende Sitzung. Es finden weiterhin Gespräche statt. Und es ist und bleibt spannend.“ Aus anderen Orchesterkreisen war aber auch zu erfahren, dass sich viele Musiker durchaus eine Beteiligung und eine Mitsprache bei der Entscheidung für einen neuen Dirigenten wünschen. Am liebsten sogar aufgrund von Gastdirigaten mehrerer Kandidaten.

Zustimmung gab es im Orchester für die Entscheidung der Träger, die Doppelspitze aus Intendant und Chefdirigent für Musiktheater und Orchester beizubehalten.