Das Unternehmen Wheels Logistics hat seit Mitte November für 15 Mio Euro seinen neuen Standort auf der Industriebrache Schalker Verein hochgezogen. Das Wirtschafts-„Picknick mit Perspektive“ präsentiert das Entwicklungs-Gelände.

Am Gelände des ehemaligen Hüttenwerks Schalker Verein hängen große Hoffnungen: Wirtschaftsförderung, Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe, IHK und die Wirtschaftsinitiative bitten daher am 16. April auf die Industriebrache, um potenziellen Interessenten und Entscheidern aus der Region buchstäblich den Zugang zu erleichtern und das 63 Hektar große Terrain mit seinen Entwicklungs-Möglichkeiten vorzustellen.

Wie schon im letzten Jahr bei der Premiere (im neuen Quartier Graf Bismarck direkt am Rhein-Herne-Kanal) gibt es wieder ein „Picknick mit Perspektive“. Und zu sehen gibt es tatsächlich einiges zwischen Brache und Hochbunker: Das Unternehmen Wheels Logistics hat in den letzten Monaten massive Aufbauarbeit geleistet. Seit Mitte November 2012 wurden auf 57 000 m² Grund – unter einem Dach – zwei 18 500 m² große Hallen und ein Verwaltungsbereich für die Lagerlogistik hochgezogen. Tausende Paletten werden hier Platz finden, vor allem mit Getränkedosen. Wheels Logistics investiert rund 15 Mio. Euro in den neuen Standort und reaktiviert für den Güterumschlag auch – gut ein Jahrzehnt nach der Stilllegung – den alten Gleisanschluss.

Sanierung der Gleisstrecke soll bis Ende August abgeschlossen sein

„Wir gehen in dieser Woche mit Halle 1 und dem Bürotrakt in Betrieb. Aktuell laufen die letzten Asphalt-Arbeiten“, sagt Bereichs-Manager Sven Patrias. Trotz des gefühlten Endlos-Winters ist der Wheels-Manager mit den Bau-Partnern höchst zufrieden: Die Dinslakener Firma Schienbein hat die XXXL-Hallen hochgezogen. „Das haben sie sehr gut hingekriegt und den Zeitplan zu 100 Prozent erfüllt.“ Die Sanierung der rund 700 Meter Gleisstrecke soll bis Ende August abgeschlossen sein. Der Betrieb startet mit 30 Mitarbeitern vor Ort.

Industrie, Gewerbe und Wohnraum sollen auf der Fläche vereint werden, auf der über Jahrzehnte Stahl produziert und bearbeitet wurde. Hier, im Riesenareal zwischen Bahnstrecke, Hohenzollern- und Wanner Straße, gab einst die Montanindustrie den Takt vor. Das industrielle Herz pocht kaum noch. Vom Hüttenwerk mit sechs Hochöfen und rund 6000 Mitarbeitern in der Blütezeit bis etwa 1951 blieben Industrieruinen: das Torhaus 1, die Kraftzentrale, der Hochbunker. Rheinstahl, Thyssen und zuletzt Saint-Gobain wickelten in einzelnen Schritten und mit kräftigen Einschnitten den Standort Schalker verein ab. Den letzten 15 Arbeitern bei Saint Gobain steht längst die Kündigung ins Haus. Straßen und Plätze hat die Stadt angelegt, um das Gebiet attraktiv zu erschließen. Auf dem Platz am Schalthaus an der neuen Europastraße wird am 16. April der Picknick-Pavillon stehen.

Stillstand am alten Schalthaus

Vom Schalthaus hätte eigentlich längst auch ein Energieschub für das Gelände ausgehen sollen. Im April 2012 wurde ein Investor für den Komplex präsentiert. Wie später Wheels wurde die Siegener Firma NV-Wohnungsbau damals von der Stadtspitze und dem Grund-Eigentümer NRW.urban (der Landesgesellschaft gehören rund 37 der insgesamt etwa 100 Hektar großen Fläche) als „First Mover“ vorgestellt. Doch anders als beim Logistiker aus Münster hat sich am Schalthaus seither sichtbar nichts bewegt.

Die Denkmal-Ruine steht unverändert da. Ein paar Bauzäune grenzen die Immobilie ein. Gewerbe und Gastronomie wollte Sascha Neuburger dort vereinen, mit einem Partner rund zwei Mio. Euro investieren und im alten Schalthaus beispielhaft für andere Gewerbegebäude zeigen, wie man moderne Energiekonzepte umsetzen kann.

Ein Spezialist für innovative Energielösungen sollte einziehen. Doch dann durchkreuzte die Krise in der Solarbranche die Pläne. Dem Investor kam ein Partner abhanden, ein weiterer musste aufgeben. Nun steht Neuburger, der ursprünglich Ende 2013 mit der Fertigstellung des Komplexes rechnete, kurz vor dem Neustart. Von Photovoltaik-Dienstleistungen (Neuburger: „Das ist zur Zeit ein ganz schweres Thema“) hat er sich verabschiedet und plant eine reine Gastronomie-Nutzung. Die bauliche Vorprüfung läuft. Mit dem Durchbruch hofft er bis zum „Perspektiv-Picknick“.