Gelsenkirchen. .

Die riesige Industriebrache Schalker Verein in Bulmke-Hüllen soll zum Campus für Arbeit, Wohnen und Freizeit werden. So ein Großvorhaben braucht seine Zeit. Und Geld, alles in allem 40 Millionen Euro werden investiert.

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    Den „dicksten Brocken“ in der „Woche der Stadterneuerung“ haben sich die Quartiersmanager für den letzten Aktionstag ausgesucht: Der „Schalker Verein“, der zum grün gestalteten und innenstadtnahen Campus für Wohnen, Arbeiten, Freizeit und lebendiges Stadtteilleben werden soll (einen Foto-Rundgang über das Gelände finden Sie hier).

    1872 wurde „Rheinstahl Schalker Verein“ gegründet. Gut 100 Jahre später schloss das Werk, das in Blütezeiten 6000 Menschen Arbeit gab. Und noch mal fast 20 Jahre dauerte es, bis das Land die knapp 40 Hektar große Industriebrache kaufte. 2001 folgte der Städtebauwettbewerb, 2004 wurde die Kraftzentrale abgerissen, 2009 begannen die Erschließungsarbeiten. Man sieht: So ein Großvorhaben braucht seine Zeit. Und Geld, alles in allem 40 Mio Euro.

    Die schönsten Plätze Gelsenkirchens?

    Und jetzt? Vor und hinter dem Schalthaus sind mittlerweile die erhöhten Plätze gestaltet worden. Manch einer sagt, die schönsten Gelsenkirchens, wobei nicht ganz klar ist, ob das ernst oder eher mäkelnd-ironisch gemeint ist. Jedenfalls ist chic gepflastert worden, sind Treppen angelegt und Sitzbänke aus Beton gegossen worden, leuchten moderne Lampen, wächst junges Baumgrün.

    DDer Erzbunker mit dem neu gestalteten Platz davor. Foto: Martin Möller
    DDer Erzbunker mit dem neu gestalteten Platz davor. Foto: Martin Möller © WAZ FotoPool

    Und mittendrin steht standhaft das denkmalgeschützte Schalthaus mit seinen patinagrünen Metalltüren und den Fensterhöhlen. Entree zum Campus als Verlängerung der Wildenbruchstraße soll es werden. Investorenpläne zerschlugen sich, teils „in letzter Minute“, wie Stadtplaner Ingo Stapperfenne einräumte. Nun sind eine Gastronomie-Lösung fürs Erdgeschoss und Büroräume darüber die verhandlungsintensive Variante für den backsteinernen Querriegel. Ein bisschen drängt die Zeit: Das Projekt „Schalker Verein“ braucht sichtbares Leben und „am Schalthaus muss bald was passieren, sonst fällt es zusammen“, meint Burkhardt Bahrenberg von der Eigentümerin NRW.urban, die einstige LEG.

    Immerhin, die Plätze am Schalthaus sind fertig, die Erschließungsstraße geteert. Das erleichtert die Vermarktung für die parzellierten 13 Hektar Gewerbeflächen. Auch örtliche Betriebe zeigen Interessen, wollen dorthin umsiedeln. Auf langfristig 500 Arbeitsplätze hoffen die Macher. Bahrenberg ist zuversichtlich: 2011 haben die ersten gebaut. Und nach dem beschlossenen Gestaltungsplan soll das ansehnlicher werden als „quadratisch, praktisch, gut“. Auch als „soziale Kontrolle“, sagt er, ist es wichtig, dass sich die ersten Nutzer ansiedeln. Entlang der Richardstraße sollen 40 bis 50 Wohneinheiten einziehen. Nächstes Jahr soll dafür die Ausschreibung erfolgen.

    Kein Abriss – schon aus Kostengründen

    Und da ist da noch der mächtig-trutzige Erzbunker. 230 Meter lang, 12 Meter hoch. „Der braucht eigentlich keinen Denkmalschutz“, schmunzelt Stadtplaner Ingo Stapperfenne. Ihn abzureißen ist aus Kostengründen, schon nicht möglich. Als Solarkraftwerk mit Solarmodulen auf dem Dach wird er bereits genutzt. Die Projektplaner wollen ihn begehbar machen, so dass man unter dem Koloss stehen kann. Und in ganz weiter Ferne steht die Vision, ihn mit gläsernen Kuben zwischen den „Füßen“ für Gewerbetreibende nutzbar zu machen.

    Apropos Füße: „Elefantenfüße“ werden die daneben aus dem Boden ragenden Fundamente der einstigen Hochöfen genannt. Sie abzureißen ist ebenfalls zu teuer. Auch gibt es keine Fördermittel, dort den zunächst geplanten Kirmesplatz anzulegen. Also bleiben die Beton-Quadrate stehen und sollen als abgeschrägte Rampen Skater erfreuen. Und daneben, auf dem Areal der ehemaligen Gießhalle, könnten sich Mountainbiker austoben.

    Hinter diesen Angeboten steckt eine Idee: Der neue Schalker Verein soll nicht allein Campus für Arbeiten und Wohnen werden, sondern auch lebendiger Aufenthalts- und Freizeitort für den ganzen Stadtteil werden. Einen Vorgeschmack, so findet Stapperfenne, gab es bei der „Extraschicht“-Kulturnacht in diesem Sommer. Und Bahrenberg ist sich sicher: Im nächsten Jahr wird es die ersten Veranstaltungen und Märkte auf dem Platz am Schalthaus geben.