Gelsenkirchen. . Das Unternehmen Wheels Logistics investiert 15 Mio Euro in einen neuen Lagerlogistikkomplex auf der Industriebrache Schalker Verein-Ost. Der Standort soll im April 2013 mit 30 Kräften in Betrieb gehen. Für den Warenumschlag wird der alte Gleisanschluss reaktiviert.

Aufbauarbeit kann so schnell gehen. Und sie liefert manchmal Steilvorlagen für die Stadtspitze. Zumindest zeigt sich Oberbürgermeister Frank Baranowski Dienstag erfreut über das Tempo, das in Gelsenkirchen möglich ist: Am 12. Oktober verlieh die Politik dem Bebauungsplan für den Bereich Schalker Verein-Ost Rechtskraft. Keine 90 Minuten, nachdem von der Verwaltung die Teil-Baugenehmigung erteilt worden war, traten schließlich am 19. November Menschen und Maschinen in Aktion. Acht Tage später steht schon eine Phalanx schwerer Stützen in tiefen Fundamenten, sind die ersten Quertraversen verspannt, zeichnen sich die Ausmaße einer riesigen Lagerhalle ab.

35 Hektar große Industriebrache

Die weißen Pavillon-Zeltspitzen davor wirken winzig. Wheels Logistics hat sie aufbauen lassen, um den Tag gebührend zu begehen: Das Unternehmen gründet einen neuen Standort in Gelsenkirchen und beendet die lange Durststrecke auf der Industriebrache, die Paradefläche für die Ansiedlung von Gewerbe, Industrie und Wohnen sein soll. Als „First Mover“, als die ersten, die auf der riesigen, fast 40 Hektar großen Fläche (nach der umfangreichen Sanierung) etwas bewegen, werden die Münsteraner nun gefeiert. Die Logistiker investieren 15 Mio. € in den neuen Umschlagplatz. „Der heutige Startschuss ist in vielerlei Hinsicht ein gutes Signal“, sagt Baranowski. „Es ist die erste Ansiedlung in dieser Teilfläche. Und es gibt weitere Gespräche mit Interessenten.“

18.500 m² groß wird das Lagerlogistikgebäude, das Wheels auf 57.000 m² Grund errichten lässt. Der Zeitrahmen ist sportlich eng gesteckt, wie Bereichs-Manager Sven Patrias einräumt. Bereits am 1. April 2013 soll der Betrieb mit 30 Mitarbeitern starten, 20 weitere können es im Idealfall werden. Zwei Hallenteile, getrennt durch eine Brandschutzwand, werden aufgebaut. 24.000 Paletten voll Ware werden sie aufnehmen können. Zum Vergleich: ein Fußballplatz hat das Maximal-Maß von 10.800 m².

Dass hier vor allem Dosen für den führenden Energiedrink-Produzenten umgeschlagen werden, ist offenkundig: die Logistikverbindungen führen vornehmlich nach Österreich und in die Schweiz. Die Dosen gehen nicht nur auf der Straße auf Achse. Wheels Logistics wird rund ein Jahrzehnt nach der Stilllegung den alten Gleisanschluss reaktivieren. „Dafür werden wir 700 Meter Gleisstrecke komplett sanieren und ein 170 Meter breites Bahnterminal errichten“, kündigt Patrias an. Schöne Nebeneffekte: Die marode Brücke über die Ückendorfer Straße wird von Wheels „vom Widerlager an aufwärts“ erneuert. Und den Schienenanschluss können künftige Firmen-Nachbarn nutzen.

Daten und Fakten 1: Die Firmen

Wheels logistics ist ein europaweit tätiger Transportdienstleister mit insgesamt 14 Standorten. Das inhabergeführte Unternehmen (für die Familie vor Ort war Dienstag Josef Westermann) wurde 1962 gegründet. Aktuell werden 117.000 m² Logistikfläche bewirtschaftet und täglich 750 Lkw-Ladungen bewegt.

Vertreter der früheren Grundstückseigner NRW.urban und Saint Gobain Deutschland waren beim offiziellen ersten Spatenstich ebenso dabei wie Vertreter des (lokalen) Dosenherstellers Rexam Beverage Cans. Der Standort wird vor allem eins: Dosen-Umschlagplatz.

Daten und Fakten 2: Die Geschichte

Nur noch Hoch-Bunker, Torhaus und Energiezentrale zeugen auf dem Gelände Schalker Verein noch von der Montan-Geschichte auf einst 100 Hektar Werksgelände. Das Unternehmen (mit Firmensitz in Schalke) wurde 1872 von Friedrich Grillo in Bulmke als Schalker Gruben- und Hüttenverein gegründet. Der erste von später sechs Hochöfen ging im März 1875 in Betrieb. 1907 schloss sich der Schalker Verein mit der Gelsenkirchener Bergwerks AG zusammen, 1933 wurde er der Deutsche Eisenwerke AG angegliedert.

Nach einer Explosion 1982 wurde der letzte Hochofen aufgegeben. Die Belegschaft, in Hochzeiten 6000 Beschäftigte, wurde auf 1200 Mitarbeiter abgeschmolzen. Das Zementwerk wurde stillgelegt, die Gussrohrproduktion mit Roheisen von Thyssen aus Duisburg betrieben. Die Saint Gobain Gruppe übernahm das Werk 1999 mit 790 Mitarbeitern. Bei der Schließung 2004 waren es noch 235. Übrig blieben (im Besitz von NRW.Urban und Saint Gobain) 213.000 m² Fläche, die für Industrieansiedlung vorgesehen sind, und knapp 200.000 m² Gewerbefläche. Das Gelände wurde – mit Erschließungsstraßen und Platzanlage – aufbereitet. Allein für das Schalthaus wurde bislang im Frühjahr 2012 ein Investor präsentiert. Mit dem Umbau begonnen hat er noch nicht.