Gelsenkirchen. . Mit der Teilnahme an einer bundesweite Ballonaktion setzten Gelsenkirchener Kitas und Organisatoren ein Zeichen für für „mehr Männer in Kitas“. In Gelsenkirchen stieg die Zahl in knapp eineinhalb Jahren von 20 auf 30 gestiegen.
Seit rund eineinhalb Jahren wirbt die Stadt Gelsenkirchen junge Männer als „Schiedsrichter für Ringer und Raufer“, als „Ingenieur für Sandburgenbauer“ oder als „Kreativ-Coach für Fingerfarbenkünstler“ an. Dahinter steht die Erkenntnis und das gleichnamige Projekt: „Kitas brauchen Männer!“
Mit einer bunten Luftballon-Aktion feierten Kitas und Organisatoren am gestrigen Mittwoch Bergfest – und beteiligten sich damit am deutschlandweiten Aktionstag „Mehr Männer in Kitas“.
62 Luftballons suchten sich den Weg gen Himmel, rund 60 männliche Erzieher sollen ihren bis Ende 2014 in die Kitas gefunden haben. Bisher ist man da auf einem guten Weg: Etwas mehr als 30 Männer arbeiten derzeit als pädagogische Fachkräfte in Gelsenkirchener Kindertagesstätten. Zuvor waren es 20. Und: Die Kitas an der Bochumer Straße in Ückendorf sowie an der Haydnstraße in Rotthausen haben jeweils männliche Leiter bekommen. „Was man außerdem nicht vergessen darf“, sagt Alfons Wissmann, Leiter des Referats für Erziehung und Bildung, „sind diejenigen, die gerade die dreijährige Erzieher-Ausbildung begonnen haben.“ So sei die Zahl derer, die sich am Berufskolleg an der Königstraße für eine Ausbildung zum Erzieher anmelden, deutlich gestiegen.
Zum männlichsten Beruf wird der Erzieherjob wohl nie
Insgesamt stecken die Stadt und ihre Partner, die Sparkasse Gelsenkirchen und „Schalke hilft“, 300.000 Euro in das Projekt, das federführend von David Westerwich koordiniert wird. Er wirbt an Real- und Gesamtschulen, aber auch bei Schalke-Spielen vor der Arena mit einem Info-Mobil. „Männeraffine Orte“ nennt Wissmann diese.
Die Forschung bestätige, dass es für Kinder wichtig sei, männliche Vorbilder zu haben, weil diese oft anders agieren als Frauen. Doch Westerwich und Co. kämpfen nicht nur für bessere Erziehungsbedingungen, sie kämpfen auch gegen das Klischee, wonach der Erzieher schlecht bezahlt, weichgespült oder zumindest unmännlich ist. „Zum männlichsten Beruf werden wir den Erzieherjob sicher nie machen können, aber wenn der ein oder andere erkennt, dass er gegenüber Kindern eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielt, haben wir schon viel gewonnen“, sagt Wissmann.
Stichwort "Missbrauch"
Auch das Stichwort „Missbrauch“ habe Potenzial, das Gewicht auf der Berufswahl-Waage zum Nicht-Erzieher-Job zu verlagern. „Wenn Männer ihre Position für Übergriffe auf Kinder in Kitas ausnutzen, macht das die Erzieher hier sehr betroffen. Es beschleunigte aber auch beispielsweise die Ausarbeitung von klaren Regeln im Umgang mit Sexualität in Kindergärten“, sagt Wissmann. Eine Verunsicherung bei Interessenten habe es aber nicht gegeben.