Gelsenkirchen. Schulleitung des Schalker Gymnasiums zieht positive Bilanz des Abiturs nach neun Jahren. Weniger Stress für Schüler und Lehrer.
„Wir nehmen uns Zeit für Ihr Kind.“ – Dieses Versprechen steht auf dem Info-Flyer des Schalker Gymnasiums. Nach einer Probephase des Abiturs nach acht Jahren (G8) am Gymnasium bietet die Schule seit zwei Jahren nun wieder das G9-Abitur an. Die Anmeldezahlen steigen seitdem an und haben einen Stand von 116 Schülern für das kommende Schuljahr erreicht.
Das G9-Abitur sei bei den Anmeldungen das ausschlaggebende Argument, wie die Schulleitung berichtet. Dafür wird auch nicht am Schulweg gespart. „Wir haben für das kommende Schuljahr eine Anmeldung aus Herne. Ansonsten ist der Einzugskreis ganz Gelsenkirchen“, sagt Schulleiterin Angelika Philipp.
13 Schulen machen beim Projekt mit
13 Schulen in NRW sind vom G8-Abitur zurück zur neunjährigen Förderung gegangen. Das Schalker-Gymnasium entschied sich damals sofort für die Teilnahme an diesem Projekt, denn das Abitur nach acht Jahren war für Lehrer und auch für Schüler eine Belastungsprobe. „Die Kinder haben bei einem Abitur nach neun Jahren 25 Schulstunden pro Woche weniger als bei G8. Das macht in einem Schuljahr rund 1000 Schulstunden“, so Philipp.
Zeit, die die Schüler für mehr Freizeitaktivitäten nutzen können. „Wir merken, dass das Lernen stressfreier ist“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Rolf Rasch. Während bei G8 die Kinder neben dem dreimal wöchentlichen Nachmittagsunterricht noch die Hausaufgaben machen müssen, werde bei dem G9-Abitur der Stoff so ausführlich im Unterricht aufgearbeitet, dass die Hausaufgaben nur noch einen kleinen Teil der Freizeit einnehmen würden. Auch die Lehrer hätten nun mehr Zeit, individuell auf die Schüler einzugehen und Themen nachzuarbeiten, wenn Defizite zu sehen sind. Das wiederum senke die Quote der Sitzenbleiber.
Gemeinsames Lernen mit und ohne Behinderung
Für die Zukunft, so stellt es sich Angelika Philipp vor, wird das Modell des Abiturs nach neun Jahren im Gespräch bleiben. „Ich denke, dass es weiterhin eine gute Alternative ist. Kinder, die zum Lernen mehr Zeit benötigen, sind genauso gut aufgehoben wie lernbegabte Kinder, die mehr Zeit zur weiteren Förderung brauchen.“ Als Beispiel nennt sie Schüler, die über den Lehrplan hinweg noch ein weiteres Fach besetzen. Das wäre zeitgleich nur beim G9 möglich, wenn man den Lernstandard halten möchte. Lehrer Rolf Rasch konnte noch eine andere Beobachtung machen: „Die Schüler sind vom Reifegrad anders. Wenn man mit 15- oder 16-Jährigen über romantische Lyrik spricht, kichern die Einen, die Anderen nehmen das ernst.“
Im Schuljahr 2013/14 wird es am Schalker Gymnasium die erste integrative Klasse geben, in der Schüler mit und ohne Behinderung zusammen lernen. Die Klasse wird mit 26 Kindern, darunter fünf mit Behinderung, bis zum Maximum besetzt. Zwei zusätzliche Förderlehrer werden in dieser Klasse als Halbtagskräfte arbeiten. Sorgen, dass die Klasse bei dieser Berechnung einmal überfüllt sein könnte, wenn Schüler aus der oberen Stufe sitzenbleiben würden, sieht die Schulleitung nicht.
„Erfahrungsgemäß werden die Klassen im Laufe der Zeit immer kleiner. Sitzenbleiber gibt es kaum noch, vielleicht zwei Schüler in einem Schuljahr“, so der stellvertretende Schulleiter Rolf Rasch. Schulleiterin Angelika Philipp sieht die Situation ähnlich gelassen: „Wir werden sehen, wie sich die Klasse entwickelt. Sollten Probleme auftauchen, werden wir sie auch lösen. Vorab dazu jetzt etwas zu sagen, wäre falsch.“