Eine Schau, die die Fantasie anregt: Die Erfurter Künstler Marianne Ulrich und Dieter Hennig kleiden Figuren aus der griechischen Mythologie in neue Gewänder der Gegenwart. Vom 9. März bis zum 27. April ist ihre Ausstellung „Torso Textil / Geflügelte Orte“ in den Räumen des Bundes Gelsenkirchener Künstler an der Bergmannstraße 53 zu sehen.
Marianne Ulrich drapiert die letzten Hüte auf den Ständern und zupft sie zurecht. „Vom Verkauf der Hüte lebe ich“, sagt die Künstlerin. Ihre eigentliche Leidenschaft gilt aber der Kunst, den aufwändig genähten Papier-Kleidern, die trotz steifer Form ausschauen, als würden sie leicht vom Wind verweht. Zusammen mit dem befreundeten Künstlerkollegen Dieter Hennig reiste die Textilkünstlerin von Erfurt nach Gelsenkirchen.
"Verliebt in Farbe"
Das Ehepaar Mauß vom Bund Gelsenkirchener Künstler hatte sie eingeladen, in Gelsenkirchen eine gemeinsame Ausstellung auf die Beine zu stellen. Schließlich beschäftigen sich die beiden mit denselben Themen. So trägt das schwarze Papierkleid den Titel „Medeas Kleid“ – angelehnt an eine Figur aus der griechischen Mythologie. Überhaupt: „Bei mir dreht sich alles um die alten Griechen“, verrät Dieter Hennig, der von sich selbst sagt: „Ich bin verliebt in Farbe.“
So kommen seine teils großformatigen Bilder bunt daher und sprechen die Sprache der Vergangenheit, genau wie die der Gegenwart. „Ich versuche in meinen Werken die griechische Antike mit der neuen Welt, der Moderne zu verbinden.“ So deutet er etwa hinter einer griechischen Gottheit in klaren Linien Neuzeit-Architektur an. Auch seine Liebe zu Italien spiegelt sich in den Werken, übrigens alle Acryl auf Leinwand, wider. „Einmal im Jahr male ich in Italien, in einer Wohnung mit Blick auf das Meer.“
Bunter Zeittunnel Richtung Meer
Den Betrachter zieht es durch eine Art bunten Zeittunnel Richtung Meer – immer in Verbindung mit alten Göttern, mal klar zu erkennen, mal angedeutet. „Seit meiner Kindheit bin ich fasziniert von der alten Welt“, verrät der Künstler. Und ist überzeugt: „Wir Europäer haben unsere Wurzeln im alten Griechenland – das, was die Griechen wussten, lässt sich auch auf unsere Zeit anwenden.“
Wunderbar verbinden lässt sich das mit Marianne Ulrichs Arbeiten, den Kleidern, genauso wie den „Göttergaben“ – kronenähnliche Gebilde aus Formmasse. Da recken unzählige Köpfe des Gottes Apoll aus der weißen Hutform heraus, in anderen Hermes-Flügel oder Artemis-Hirsche. Dabei spiele das Kopieren eine große Rolle, erklärt Marianne Ulrich. „Durch Vervielfältigung entsteht ein neues Objekt.“ Ob im Bild oder als Figur – beide Künstler schaffen es, neue Sichtweisen auf alte Sagen zu geben.
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