Gelsenkirchen.
Die eine liebt die Gezeiten des Meeres, die andere mag regelmäßige Gehzeiten durch die freie Natur. Beide zusammen präsentieren sie nun ihre Sicht auf die „Ge(h)zeiten“.
Unter diesem wortspielerischen Titel präsentieren die beiden Künstlerinnen Annegret Reichmann und Gertrude Weddige ab Sonntag, 7. Oktober, Ausschnitte aus ihrem Werk in den Räumen des Bundes Gelsenkirchener Künstler an der Bergmannstraße 53.
Beide Frauen eint die Liebe zur Natur und die genaue Beobachtungsgabe. Was sie in Öl oder Acryl auf die Leinwand bringen, wirkt bei beiden reduziert und getragen von meist sanfter Farbigkeit. Ob Landschaftsspiegelungen oder Himmelsansichten, diese Arbeiten harmonieren miteinander.
Von heiter bis wolkig
Gertrude Weddige, 2. Vorsitzende des Künstlerbundes, ist vor allem fasziniert vom Himmel mit all seinen unterschiedlichen Stimmungen. Von heiter bis wolkig, sie mag sie alle, die Spektakel am Himmelszelt. Seit über zehn Jahren setzt sie sich auseinander mit diesen himmlischen Ansichten und Wolkenformationen, hält Naturstimmungen zunächst mit der Kamera fest und bannt sie dann im Atelier auf die Leinwand.
Für die aktuelle Ausstellung wählte die Dortmunderin einen einzigen Standpunkt am Sylter Strand aus: „Hierher kam ich zu immer unterschiedlichen Zeitpunkten und hielt die jeweilige Stimmung fest.“ Die drückt sich nun vor allem in den wechselnden Farbnuancen aus.
Die Künstlerin wählte nicht nur die immer gleiche Perspektive, sondern auch das gleiche Format. Alle Arbeiten sind 100 mal 100 Zentimeter groß, davon füllt ein kleiner Streifen die Sicht aufs Meer, der Rest ist weiter Horizont.
Die Farbkompositionen tragen Titel wie „Kurz nach Sonnenuntergang“, „Strahlender Sonnenaufgang“ oder „Grau in Grau“.
Inspiration beim Wandern
Auch Annegret Reichmann, die einen Teil des Jahres in ihrer Heimatstadt Gelsenkirchen und den anderen in ihrer amerikanischen Wahlheimat Oregon verbringt, geht mit offenen Augen durch die Natur: „Ich liebe das Wandern, hier entstehen die Ideen für meine Malerei.“ Temperamentvoll sei sie, sagt die Künstlerin über sich: „Und dennoch liebe ich die Stille in der Natur.“
Das bewusste Gehen durch die Umgebung ist ihr wichtig, das Einfangen eines ganz bestimmten Momentes. Darum titelt Annegret Reichmann alle ausgestellten Arbeiten „Heute“.
Ein Kaleidoskop
Ihre unterschiedlich großen Stelen zeigen farbige Erinnerungen an Landschaftsimpressionen, erinnern in Farbe und Form an Laub, Pflanzen, an Baumstämme, ans Sonnenlicht. Ein paar grellrote Exponate stechen dabei heraus und ins Auge: „ Die sollen wie Stolpersteine wirken, sollen Freude, Spaß dokumentieren.“
Die beiden Künstlerinnen haben schon in den Vorjahren immer mal wieder gemeinsam ausgestellt. Diesmal stellen sie auf einer Fläche 21 kleine Formate in den direkten Dialog, lassen in einem Kaleidoskop „Seh-Stücke“ auf „Himmelsstücke“ treffen.