Gelsenkirchen. . Nach dem Vorstoß der SPD soll die Verwaltung nun prüfen, inwieweit ein sogenanntes Wildtierverbot für reisende Zirkusunternehmen umgesetzt werden könnte. Die CDU-Ratsfraktion sieht sich derweil durch einen Gerichtsentscheid aus Darmstadt in ihrer Ablehnung des geplanten Verbotes bestätigt.

Die politische Mehrheits-Botschaft ist klar, der Auftrag für die Verwaltung aus dem Hauptausschuss ebenso: Sie soll prüfen, wie ein sogenanntes Wildtierverbot für reisende Zirkusunternehmen umgesetzt werden könnte. Sind Löwen, Giraffen oder Großbären also künftig bei Gastspielen tabu?

Soweit ist die Stadt längst nicht. „Mit der Wirtschaftsförderung und dem Veterinäramt“, so Sozialdezernentin Karin Welge, wird es nun Gespräche geben, „ob und in welchem Umfang solche Konzepte inhaltlich umzusetzen sind“. Ein aktuelles Urteil des Verwaltungsgerichts Darmstadt wird bei der rechtlichen Bewertung Gewicht erhalten. Die Richter dort gaben dem Zirkus Krone recht, der sich gegen die Weigerung der Stadt gewehrt hatte, mit ihm einen Nutzungsvertrag für ein Gelände zu schließen. Auch dort stütze sich die Verwaltung auf einen Rats-Beschluss, wonach Verträge nur noch mit Veranstaltern geschlossen werden dürfen, die keine Wildtiere zur Schau stellen.

Treffen würde das vor allem ein Unternehmen: Das Weihnachtsgastspiel des Circus Probst ist seit 16 Jahren Tradition in der Stadt. Dazu gehört auch das Bemühen, für jede Show ein neues, außergewöhnliches Programm zu präsentieren, mit extra (und langfristig vorher) verpflichteten Künstlern und eben auch sogenannten Wildtieren.

Steilvorlage aus Darmstadt

Auf den Vorstoß der Gelsenkirchener SPD und die folgende Diskussion in der Stadt hat nun die Tourneeleitung reagiert – irritiert, darf man wohl sagen, zumindest über die vermeintliche Kommunikation mit der Stadt zum Wildtierverbot. Natürlich, so Reinhard und Brigitte Probst, sei bei den Gastspielen auch immer mal wieder über das Thema Tiere im Circus gesprochen worden. Anders als dargestellt wurde jedoch „keineswegs mit uns konkret über den SPD-Antrag gesprochen bzw. eine Stellungnahme eingeholt.“ Was richtig ist: Erst nächste Woche, kündigt Welge an, werde es „im Rahmen unserer Überlegungen Gespräche mit Probst geben“.

Circus Probst

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Mit einem Schreiben haben sich die Probsts jetzt an alle Ratsmitglieder gewandt und stellen ihre Sicht – von Tier- und Artenschutz bis zu rechtlichen Einschätzungen und Besucher-Erwartungen dar. Für die CDU hat sich die Diskussion derweil überholt. Sie sieht sich durch den Beschluss des Verwaltungsgerichtes Darmstadt im Fall Krone bestätigt. Wie auch schon von der Ratsfraktion vorgebracht, habe das Gericht in seiner Entscheidung auf das Grundrecht der Berufsfreiheit verwiesen. „Insellösungen“ und rechtswidrige Beschlüsse wolle man vermeiden, bekräftigt Fraktionschef Werner Wöll erneut. „Es mangelt derzeit an einer gesetzlichen Grundlage. Wir bleiben dabei, dass wir uns ohne Wenn und Aber zum Staatsziel Tierschutz bekennen. Gefragt sind allerdings bundeseinheitliche Regelungen. Aktionismus hilft hier niemandem weiter.“

Behördliche Bestnoten für die Tierhaltung

Der 16. Gelsenkirchener Weihnachtscircus bot ein Programm ohne exotische Tiere. Doch in der Vergangenheit gehörten sie oft zu den Stars in der Manege. 2007, 2009 und 2011 bot der Circus Tiger- und Löwen, 2008 und 2010 kam er mit Elefanten, letzten Winter immerhin mit einer Bison-Nummer. Zum festen Repertoire gehört die „Hohe Schule“ mit Araber- und Kaltbluthengsten aus dem eigenen Marstall.

Regelmäßig wird das Unternehmen an seinen Tourneestationen von Tierärzten geprüft und bewertet: Nicht nur in Gelsenkirchen gab es behördliche Bestnoten: „Hervorragender Ernährungs- und Pflegezustand aller Tiere“, „Haltungseinrichtungen übertreffen die Anforderungen“ und „alle Jahre wieder bekannt für hervorragende Dokumentation und vorbildlichen Umgang mit den Tieren“ schrieb Amtstierarzt Backhaus dem Circus im Dezember 2012 ins Stammbuch.