Gelsenkirchen. Der Elix, der Emscher-Lippe-Index, ist auf Abstiegskurs. Doch die Geschäftslage ist nicht schlecht. Für die IHK gibt es klare Anzeichen dafür, dass der Abwärtstrend bereits gestoppt ist.
Der Elix, der Emscher-Lippe-Index, basiert auf repräsentativ erhobenen Daten. 150 ausgewählte Unternehmen – vom industriellen Großbetrieb bis zur Eckkneipe – werden zweimal jährlich nach ihrer Konjunktureinschätzung befragt. Heraus kommt: Statistik – und ein Stimmungsbarometer, das auch stets Erwartungen und Sorgen anzeigt. Insofern ist die Interpretation auch immer ein Stück Kaffeesatz-Leserei.
Also: Wie steht es aktuell um die Psyche in den Chefetagen? Auch dazu gab es von Peter Schnepper, Leitender Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen, Donnerstag eine Einschätzung: „Im letzten Quartal hatten wir den schlechtesten Industrie-Umsatz seit Jahren. Die verschlechterte Lageeinschätzung resultiert aus diesen Zahlen“, so Schnepper – wohl wissend, dass seine Expertensicht mit zur allgemeinen Stimmungslage der Wirtschaft beiträgt. Dabei gibt es aus seiner Sicht wenig Anlass für Schwarzmalerei. Im Gegenteil. „Man darf nicht vergessen: Rund 80 % der befragten Unternehmen rechnen für die kommenden sechs Monate mit gleichbleibenden oder besseren Geschäften. Die Wirtschaft hat nicht den Knockout bekommen. Ich sehe nicht die große Krise, ich sehe eher eine kleine Delle, einen Seitwärtsschritt, verbunden mit leichter Skepsis, wie es weitergeht. Doch es gibt Anzeichen, dass der Abwärtstrend bereits gestoppt ist.“
Eine Bewertung, die Claus Cordt, Geschäftsführer der Sparkassen-Vermögensmanagement Gelsenkirchen (SVM) teilt. Die neuen Konjunkturdaten auf Bundesebene wiesen für ihn auf eine Wende hin, zudem sei „der Ifo-Geschäftsklimaindex im Januar zum dritten Mal in Folge und überraschend deutlich gestiegen.“
Binnennachfrage entscheidet
Der Elix zum Jahresbeginn 2013 lag bei 100,5 Punkten und damit etwas unter dem langfristigen Durchschnitt. 106 Punkte waren es noch im letzten Sommer. Seit Mitte 2011 blieb der Wert halbwegs konstant. Trotz anhaltender Euro-Krise und Absatzrückgängen im Export rechnen zwei Drittel der Unternehmen mit gleichbleibenden Exporten. „Es gibt Anzeichen, dass wir dass Schlimmste in Europa gesehen haben“, meint Michael Hottinger, stellvertretender Geschäftsführer der SVM. Auch für Cordt steht das „Thema Euro nicht mehr an vorderster Stelle“. Hauptrisikofaktor ist aus Sicht der befragten Firmen nach wie vor die Binnennachfrage. 61,2 % sehen die Situation hier kritisch, letzten Sommer waren es nur 53,5 %.
Der Anteil der Unternehmer, die ihre Lage als gut bezeichnen, ist demnach seit letzten Sommer leicht zurückgegangen: von 35,6 auf 32,4 %. Immerhin doppelt so viele (17,1 %) beurteilen nunmehr ihre aktuelle Lage als schlecht. Der Bundestrend ist damit in der Emscher-Lippe-Region angekommen. Deutschlandweit schrumpfte die Wirtschaft im letzten Quartal um 0,6 % und damit so stark wie seit dem Krisenjahr 2009 nicht mehr.
Die Investitionsneigung bleibt zwar weiter negativ, aber der Anteil der Betriebe, die künftig mehr investieren wollen, hat sich um 5 Punkte auf 20 % erhöht. Wieder leicht gestiegen ist der Indikator für Beschäftigung. Zwar wollen immer noch mehr Unternehmen (26 %) Personal abbauen als einstellen (18,3 %), doch insgesamt geht die IHK davon aus, dass sich die Firmen bei der Personalplanung nicht von kurzfristigen Schwankungen der Konjunktur leiten lassen.
In punkto Elix wagt Schnepper eine Prognose. Der werde bis zum Sommer steigen – da ist der IHK-Chef ein Stück weit Stimmungs-Aufheller.