Gelsenkirchen. . Im Vergleich zu den Anfangsjahren sind Schüler heute immer größerem Stress ausgesetzt. Da ist der Weg zur Nachhilfe programmiert.

Nachhilfezentren bieten seit Jahrzehnten Unterstützung an, wenn die schulischen Leistungen auf Talfahrt sind. Mit dem Turbo-Abitur scheint sich der Druck auf Schüler noch zu verstärken.

Nach den Halbjahreszeugnissen lohnt es sich, einmal auf die letzten Jahrzehnte zu schauen und zu fragen: „Hat sich etwas verändert?“

Deutlicher Zuwachs an Schülern

Wenn es nach Rainer Schmidt, Gründer des Gelsenkirchener Elzet-Lernzentrums, geht, wirkten sich die gesellschaftlichen Umstände vor 20 Jahren anders auf die Schüler aus: „Wir bemerken einen deutlichen Zuwachs an Nachhilfeschülern“. Der Druck sei bereits in der Grundschule vorhanden.

„Die Ausbildung der Lehrer ist so breit gefächert, dass sie nicht mehr allen Bedürfnissen der Kinder nachkommt. Auch der Druck von Eltern steigt, die ihre Kinder zum Erfolg bringen wollen“, so Schmidt. Daher steige der Bedarf an Nachhilfe, aber vor allem an lerntherapeutischer Hilfe. „Früher hatten wir angehende Lehrer oder Lehrkräfte, die bei uns unterrichteten. Jetzt brauchen wir gezielte Therapeuten, die sich zusätzlich um das Wohl der Kinder kümmern“, sagt Schmidt. Mit reiner Nachhilfe könne ein kleines Unternehmen nicht existieren. Ein zweites spezialisiertes Standbein sei heute nötig.

Bei Deutschlands größtem Nachhilfeverein, der 1974 in Gelsenkirchen gegründeten Schülerhilfe, sieht die Entwicklung ein wenig anders aus. Personal wird nach dem Bedarf der Schüler eingestellt. Mathe, Deutsch und Englisch seien weiterhin die Problemfächer. Neu dazu gekommen sind beispielsweise Italienisch und Spanisch, denn diese Fächerkombination gab es vor einigen Jahren noch nicht.

Dass der Druck auf die Schüler wächst, kann auch Sabine Angelkorte, Sprecherin der Schülerhilfe, bestätigen. „Der Druck auf dem Arbeitsmarkt erhöht sich und das bekommen die Schüler mit. Erfahrungsgemäß steigen nach den Zwischenzeugnissen die Anmeldezahlen, denn zur Versetzung will sich jeder verbessern“, meint Angelkorte. Insgesamt sei allerdings im Jahresvergleich die Anmeldequote konstant geblieben.

Nachdenken über ein neues Konzept

Auf die Umstellung vieler Schulen auf den Ganztagsbetrieb hat die Schülerhilfe mit flexibleren Unterrichtszeiten reagiert. „In manchen Zentren bieten wir spät abends oder auch samstags Unterricht an“, sagt Angelkorte. Für die Zukunft seiner Nachhilfezentren sieht Rainer Schmidt kaum mehr realistische Chancen, wenn er sich nicht umstrukturiert.

„Wenn die Kinder aus den Ganztagsschulen kommen und in der Nachhilfe noch lernen müssen, macht sie das kaputt“. Eine Idee für ein neues Konzept hat er schon. Die ist aber noch nicht spruchreif.

Die Gründerjahre der Nachhilfe-Zentren

Die Schülerhilfe wurde 1974 in Gelsenkirchen gegründet. Heute hat das Unternehmen bundesweit rund 1000 Standorte mit 75.000 Schülern. Die Zentrale der Schülerhilfe ist seit 2012 in Erle. Beginn des Elzet-Lernzentrum war 1993 in Gladbeck, zwei Jahre später folgte die Niederlassung in Gelsenkirchen. Beide Standorte wurden beibehalten. Das Team ist auf Rechtschreib- und Rechenschwäche spezialisiert.