Gelsenkirchen.

Für war es ein schwarzer Freitag. Nicht vom eigenen Konzern wurde die Belegschaft der Thyssen-Krupp informiert. „Noch während der laufenden Sitzung, die um 9 Uhr in Duisburg begann, wurde um 10 Uhr die Presse über die beabsichtigten Verkäufe, Stilllegungen oder Verlagerungen informiert“, erläutert die Betriebsratsvorsitzende des Werkes Gelsenkirchen, die als Arbeitnehmervertreterin auch dem Aufsichtsrat angehört.

Diese Vorgehensweise widerspreche klar dem Konzernleitbild, sagt sie, dokumentiere aber den neuen Umgangston im Konzern. „Von wegen rechtzeitige und umfassende Information und Beratung mit den Interessenvertretern – viele Kolleginnen und Kollegen erfuhren am Samstag aus der Presse, wie es um ihren Standort bestellt ist“, so Barbara Kremser-Bruttel.

Betriebsrätin wehrt sich

Von einer Stilllegung des Gelsenkirchener Werkes will die Betriebsrätin nichts wissen und kündigt massiven Widerstand an, falls solche Absichten bestehen sollten. „Das und Gespräche darüber lehnen wir kategorisch ab“, sagt sie am Sonntag. Darüber sei in der Sitzung am Freitag auch nicht gesprochen worden. 1,6 Milliarden Euro hätte man binnen fünf Jahren eingefahren, ehe seit 2009 Wirtschaftskrise und hohe Energiekosten ihren Tribut forderten. „Aber am Standort waren zwei Beratungsfirmen, die zu dem gleichen Ergebnis kamen: Es gibt einen Markt für Kornorientiertes Elektroband.“

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Dass auf der Basis dieser Potenzialanalyse der Standort Gelsenkirchen (630 Mitarbeiter) und die Schwesterwerke in Frankreich und Indien verkauft werden sollen, spricht laut Kremser-Bruttel für die enorme finanzielle Schieflage, in der sich der Konzern befinde. Es würde aber auch dafür sprechen, einen sogenannten „Best Owner“, einen idealen neuen Eigentümer, zu finden.

Gespräche in Bochum

Heute, am Rosenmontag, nehmen die Arbeitnehmervertreter mit dem Vorstand ab 12 Uhr in Bochum die Gespräche über die Zukunft auf. Eine Zukunft, über die sich Oberbürgermeister Frank Baranowski besorgt zeigt: „Es ist leider das immer wiederkehrende Prinzip: Unternehmen geraten durch Managementfehler unter Druck und den so genannten Konsolidierungsbeitrag sollen Arbeitnehmer leisten. Das haben wir bereits in den Fällen von Opel, Eon und TRW beobachten müssen. Und jetzt eben auch Thyssen-Krupp. Mich macht das nur noch wütend.“

Baranowski und Stadtrat Hampe wollen mit Betriebsrat und Vorstand die Situation erörtern. Dabei wolle sich die Stadt eng mit der IG Metall abstimmen. Der OB: „Unsere Forderungen sind klar: Keine Werksschließung. Keine Entlassungen.“