Gelsenkirchen/Gladbeck/Bottrop. . Mit einer „vermeintlichen“ Bombe am Arm marschierte eine Bottroperin 2010 in die Nationalbank in Gladbeck. Sie bekam die Einlagen - und gab sie mehreren Bankräubern. Jetzt glaubt die Polizei zu wissen: Die Frau war in die Tat eingeweiht. Die mutmaßliche Räuberbande soll zudem für drei weitere Banküberfälle im Ruhrgebiet verantwortlich sein.

Das kriminelle Wirken einer mutmaßlichen Bankräuberbande aus dem nördlichen Ruhrgebiet nimmt immer größere Dimensionen an. Zwei Überfälle auf die Nationalbank in Gladbeck im Jahr 2010 und auf die Sparkassen-Filiale in Bottrop-Fuhlenbrock im August 2012 glaubten Polizei und die Staatsanwaltschaft Essen einer Gruppe um einen 40-jährigen Bottroper und einen 37-jährigen Gelsenkirchener schon nachweisen zu können. Jetzt sind die Ermittler sicher: Die Bande kommt auch für zwei weitere Überfälle auf Sparkassen-Filialen in Gelsenkirchen in Frage.

Kopf der Bande soll der 40-jährige Bottroper sein, der vor und nach den Bankrauben seiner Arbeit als Lagerist nachging. Um ihr herum gruppieren sich ein 37-jähriger Gelsenkirchener, ein Elektrikerhelfer, ein arbeitsloser Pulheimer (50) und ein weiterer ebenfalls 40-jähriger Bottroper. Der Kopf der Bande und der Gelsenkirchener sollen nach Angaben der Polizei bei allen vier Raubüberfällen beteiligt gewesen sein. Pikant ist das Mitwirken einer 33-jährigen Bottroperin: Sie schickten die Räuber am 11. November 2010 mit einer vermeintlichen Bombe in die Filiale der Nationalbank an der Friedrich-Ebert-Straße in Gladbeck. Entführt worden sei sie, ausgehändigt wurde ihr das Geld, die Täter flüchteten - und die Bombe entpuppte sich als Attrappe.

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Die Aussage der Frau, einer Bekannten eines der beiden Bottroper, hat sich mittlerweile in Luft aufgelöst. Vielmehr erhärteten die weiteren Ermittlungen „den Verdacht, dass die Bottroperin nicht Opfer, sondern Mittäterin war“. Am 1. Februar dieses Jahres wurde die Frau festgenommen. Mittlerweile hat sie zugegeben, dass sie in die Pläne der Bankräuber eingeweiht war und ihre Teilnahme an der Tat freiwillig gewesen sei. In Gladbeck landete die Bande ihren wohl größten Coup. Von einer Beute von bis zu 100.000 Euro war - nach unbestätigten Berichten - nach dem Bankraub die Rede. Bis heute ist vom geraubten Geld aus allen vier Überfällen nicht ein Cent wieder aufgetaucht.

Die Ermittler kamen ihnen immer näher

Die wohl letzte Tat der Bande war der Überfall auf die Sparkassen-Filiale in Bottrop-Fuhlenbrock am 15. August des vergangenen Jahres. Auch dabei konnten die Täter, nach Angaben der Polizei in diesem Fall der Kopf der Bande, der Gelsenkirchener und der Pulheimer, mit der Beute flüchten. Doch die Ermittler kamen ihnen immer näher. Im Januar dieses Jahres wurden die drei Männer festgenommen, und die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft gingen nun erst richtig los. Erst führten die Spuren zum Bankraub in Gladbeck - und dann auch zu zwei bislang ungeklärten weiteren Überfällen in Gelsenkirchen.

Nationalbank überfallen

Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer
Die Nationalbank an der Firedrich-Ebert-Straße in Gladbeck ist am Donnerstag überfallen worden. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool
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Das Vorgehen bei beiden Überfällen auf die Sparkasse an der Feldhauser Straße in Gelsenkirchen-Scholven am 27. September 2010 und auf die Sparkasse am Blackmannshof in Gelsenkirchen-Bismarck am 21.Oktober 2011 ähnelt sich sehr. Mit einer Schusswaffe soll der Kopf der Bande die Angestellten bedroht haben und erfolgreich die Herausgabe der Einlagen gefordert haben. In wechselnder Beteiligung standen die Mittäter „Schmiere“ oder halfen bei der Flucht, erst per Roller und weiter dann mit einem Auto.

Während die Frau sich wieder auf freiem Fuß befindet, sitzen alle vier Männer in Untersuchungshaft. Die Vernehmungen, heißt es seitens der Recklinghäuser Polizeisprecherin Ramona Hörst, seien noch nicht ganz abgeschlossen. Immerhin: „Es liegen erste Geständnisse vor.“