Gelsenkirchen. . „Der gebaute Aufbruch“: Eine neue Folge der Stadtprofile Gelsenkirchen widmet sich der Architektur der 1950er Jahre, die großräumig das Stadtbild geprägt hat. Der ehemalige Stadtplaner Dr. Lutz Heidemann steuerte die Texte bei.
Lust aufs Entdecken wollen die „Stadtprofile Gelsenkirchen“ machen. Das Besondere im Allgemeinen präsentieren die Broschüren, eben kulturelle und architektonische Sehenswürdigkeiten, für die sich im Alltag oft der Blick verloren hat. Zu herausragenden Bauwerken des „Backstein-Expressionismus“ führte die Reihe, in „Werkssiedlungen“ und „Parklandschaften“. Das aktuelle Heft widmet sich einer Epoche, die wie keine andere das Bild der Stadt geprägt hat: „Architektur der 1950er Jahre“.
Der ehemalige Stadtplaner Dr. Lutz Heidemann stellt darin 19 sehenswerte Gebäude vor. Wohn- und Geschäftshäuser gehören dazu, natürlich das Musiktheater, aber auch die ehemalige Landeszentralbank, heute der Kulturort der „Flora“, fanden ebenso Aufnahme wie die evangelische Altstadtkirche, das Hallenbad Buer und auch die Verdi-Verwaltung an der Kurt-Schumacher-Straße 100. „Wir haben versucht, inhaltlich und räumlich die vorhandene Breite abzudecken und auch die Entwicklung der Architektur aufzuzeigen“, sagt Heidemann.
Mit Licht, Luft und Sonne
„Der gebaute Aufbruch“ lautet der Übertitel des Heftes. Er dokumentiert, was in Bild und Text nachzuvollziehen ist – eben wie sich die Architektur frei macht von Gründerzeit-, Jugendstil und 30er-Jahre-Ballast, wie vielfältig und filigran, wie elegant Gebäude der Zeit waren, die heute als gebaute Normalität erscheinen, eher unspektakulär wirken. Stadtplanung, so Baudezernent Michael von der Mühlen, „folgte damals dem Leitbild der gegliederten, durchgrünten Stadt, mit Licht, Luft und viel Abstand zwischen den Gebäuden, dazu großen Verkehrsachsen.“
Siehe: Vielfach in Gelsenkirchen. Zwischen Tütenlampe, Nierentisch und Clubsessel haben die Wirtschaftswunderjahre eben auch eine neue bauliche Formsprache gebracht, geprägt durch das Bauhaus, orientiert an den Notwendigkeiten der Zeit. Es galt nach dem Weltkrieg vor allem Wohnraum zu schaffen.
Der Architekt Albert Ude ist ein Kind der 50er Jahre. 1953 ist er mit der Familie in einen solchen Neubau gezogen: Die Wände bestanden aus 24ger Gitterziegeln, „Zementkratzputz außen, Kalkputz innen, zwölf Zentimeter starke Stahlbetondecken, Ofenheizung, Holzfenster mit Einfachverglasung“.
Hört sich heute schlicht an, war aber damals topmodern. Doch die Neubauten von einst, in der Breite bislang unverzichtbar für die Wohnungsversorgung, sind heute längst energetische Sanierungsfälle. Nicht alles lässt sich erhalten: Aber auf gebaute Schönheit hinzuweisen, weiß Ude, hilft dabei.
Ein Marketinginstrument für die Stadt
Die Reihe „Stadtprofile Gelsenkirchen“ stellt Themen vor, die profilgebend für die Stadt sind: Zwei weitere Ausgaben sind im Laufe des Jahres geplant. Im Sommer soll eine Broschüre zur „Industriekultur“ erscheinen, im Dezember 2013 eine zu „Sakralbauten“.
Das aktuelle Heft über Bauikonen der 1950er Jahre hat der Bund Deutscher Architekten unterstützt. „Wir haben großes Interesse an solchen Projekten“, betont Albert Ude. Es gehe schließlich auch um den praktischen Umgang mit Gebäuden. „Vieles ist ja schon unwiederbringlich im Eimer.“
Zu bekommen ist das Heft – wie auch die anderen Stadtprofile – an rund 30 Auslageorten, zum Beispiel in allen Bürgercentern, den Zweigstellen der Stadtbibliothek, im Musiktheater oder auch in Hotels und an Orten der Industriekultur in den Nachbarstädten. Die Hefte wurden längst auch zum Marketinginstrument für die Stadt.
Insgesamt, rechnet Markus Schwardtmann, Geschäftsführer der SMG (Stadtmarketing Gelsenkirchen), haben wir bislang eine Auflage von 104.000 Stück erreicht. Allein für die Broschüre über den Backstein-Expressionismus haben wir mittlerweile die 7. Auflage. Die 5000 Hefte, mit denen wir damals gestartet sind, waren nach zwei Wochen vergriffen.“
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