Bei der Suche nach architektonischen Alleinstellunsgmerkmalen, nach historisch bemerkenswerter Vielfalt und besonderer Baukultur denkt man, mit Verlaub, nicht vorrangig an Gelsenkirchen. Dass die Stadt in dieser Hinsicht mehr Aufmerksamkeit verdient, zeigt eine neu aufgelegte, 23-seitige Broschüre. Sie rückt den Backstein-Expressionismus ins Blickfeld – und richtet den Fokus nicht allein auf die altbekannten Vorzeigeobjekte, aufs Hans-Sachs-Haus, das Volkshaus Rotthausen oder die Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße, sondern auch auf Wohnhäuser, Kontore, Banken und Schulgebäude.
Stadtmarketing (smg), Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen und Denkmalbehörde fördern die Reihe „Stadtprofile Gelsenkirchen“. Die druckfrische Broschüre wurde kürzlich bei der Gala für Gelsenkirchener Baumeister in der THS-Verwaltung vorgestellt und breit gestreut: 300 Gäste hatten im Anschluss ein Exemplar in ihrer gut gefüllten Info-Tasche.
Fürs Erstlingswerk wurde ein älterer Flyer aktualisiert und erweitert. Lutz Heidemann hat die historische Basisarbeit geleistet und wissenswertes über Häuser, Baujahre, Architekten und Baustile zusammen getragen. Im April wird er in der Blue Box über den Backstein-Expressionismus in Gelsenkirchen referieren. Weitere Broschüren sind in Planung – beispielsweise „über Werkssiedlungen und auch Industriedenkmäler“.
Neben „Heimatschutzstil“ der 30er bis 1950er Jahre, Internationaler Moderne des Werkbunds und nüchtern-funktioneller Bauhaus-Avantgarde entstand in der Weimarer Republik eine Architekturströmung, „die Spannungen dieser Jahre und die Heftigkeit der Gefühle widerspiegelte. so ist charakteristisch, dass Gestaltungselemente entwickelt wurden, die scharfkantig oder spitz waren. Der in der Indutrieatmosphäre bewährte hartgebrannte Klinker mit seinen Farbabstufungen“, so Heidemann, „wurde zum Lieblingsmaterial und zu einer Art Erkennungszeichen – daher der Begriff Backsteinexpressionismus“. Die Broschüre liegt bei der smg aus.