Gelsenkirchen.
Von einer Renaissance des Buches im Zeitalter der Elektronik zu sprechen, wäre nicht korrekt. Denn einer Wiedergeburt müsste so etwas wie der Tod oder zumindest ein markanter Niedergang vorausgegangen sein. Das Buch aber überlebt nach wie vor, vielen Unkenrufen zum Trotz, als wertvolles Medium und damit auch die Stadtbibliothek Gelsenkirchen als ein wahrer Hort für literarische Schätze im 21. Jahrhundert.
Die Stadtbibliothek als bildungsnahe Einrichtung ist für Gelsenkirchen unersetzlich. Die Kleinen lernen nicht nur in der Schule lesen, sondern gerade auch in der Kinder-Jugendbibliothek. Was mit Bilderbüchern im zartesten Alter beginnt, setzt sich in der Beständigkeit oft bis ins hohe Alter fort. Die Zahlen für das Jahr 2012 untermauern diese Interpretation eindeutig. Die Ausleihe stieg im vergangenen Jahr um 2,43 Prozent auf 1.479.516. Um es lesbarer zu schreiben: auf gut 1,5 Millionen.
Der Medienbestand wurde dabei um 2,19 Prozent auf 263.306 ausgebaut, während die Besucherzahlen in 2012 sogar um 4,85 Prozent auf 522 306 kletterten. Gibt es überhaupt einen Wermutstropfen für Bibliotheksleiter Friedhelm Overkämping, dann vielleicht den kleinen, dass die Zahl der Neuanmeldungen in den letzten zwölf Monaten um 0,43 Prozent auf 3280 sanken. Absolut betrachtet: Es waren 17 weniger als im Jahr 2011. Ein Trend ist das beileibe nicht.
Ein starkes Fundament
Diese guten Daten kommen nicht von ungefähr, sie haben ein starkes Fundament, das wiederum der guten Vernetzung der Einrichtung in der Stadt zugeschrieben werden darf. Nicht nur im Bildungszentrum an der Ebertstraße, also in der Zentral- sowie in der Kinder- und Jugendbibliothek, können Medien ausgeliehen werden. Es gibt trotz finanziell schlechter Zeiten nach wie vor sehr gut sortierte Dependancen in Buer, Horst und Erle sowie mit dem Medienmobil ein Angebot, das in vielen anderen Städten des Ruhrgebiets längst dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.
Auch hier sprechen die Zahlen, die Overkämping am Montag mit Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck und Michael Salisch, dem Referatsleiter für außerschulische Bildung vorstellte, eine eindeutige Sprache: Die Ausleihen am Medienmobil stiegen im Jahr 2012 um 18,47 Prozent auf 32 909. Stark auf dem Vormarsch ist das Interesse an den virtuellen Beständen wie eBook etc.: Hier kletterte die Zahl im ersten vollen Jahr des Betriebs von 12 473 auf 23 148 Ausleihen. „Und“, so Friedhelm Overkämping, „es sind nicht die jungen Leute, die da ausleihen, sondern überwiegend die älteren.“
Knapp 5000 Gäste in gut 400 Veranstaltungen
Die Stadtbibliothek ist mehr als eine reine Ausleihstation. Sie unterstützt die schulische Aus-, Fort- und Weiterbildung und fördert die Lese- und Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Knapp 5000 Gäste besuchten im Jahr 2012 fast 400 Veranstaltungen. Es gab 383 Autorenlesungen, Schreib- und Lesewerkstätten, Bibliothek-Cafés oder den Kulturkanal – 289 für Kinder und 94 für Erwachsene.
Als eine herausragende Reihe blieb Europas größtes Krimifestival mit dem Titel „Mord am Hellweg“ in der Erinnerung haften; nicht zuletzt weil sein furioses Finale an einem Ort stattfand, den man in der Regel lieber verlässt als besucht: die Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen.
Zahlreiche Höhepunkte
Zu den Höhepunkten im vergangenen Jahr gehörten für Manfred Beck, Michael Salisch und Friedhelm Overkämping etwa die Auftritte von Rita Falk, Joy Fielding, Stefan Keim und einigen anderen mehr. Was kaum einer weiß, obwohl die Frequenz in der Tat groß ist: Es gab in 2012 insgesamt 277 Führungen in der Bibliothek. 58 Gruppen kamen aus Kindertagesstätten, 123 aus Grundschulen, 69 aus den sogenannten Weiterführenden Schulen und 27 weitere Gruppen.
Für Oberstufenschüler gibt es mittlerweile Einführungskurse in die Literaturrecherche, vor allem mit Blick auf die Erstellung von Facharbeiten.
6810 Medien im eBiB-Bestand
Seit den Anfängen von eBib – steht für elektronische Bibliothek – im Juni 2011 avanciert diese virtuelle Zweigstelle der Stadtbibliothek zu einer ganz eigenen Erfolgsgeschichte.
Im Zeitraum Januar 2012 bis Januar 2013, erläuterte Edelgard Freymann, habe es in der Ausleihe eine einhundertprozentige Steigerung gegeben.
Der Bestand beläuft sich aktuell auf 6810 Medien: 4644 eBooks, 1273 eAudo, 94 eMusic, 200 eVideo und 301 ePaper/eMagazine.