Gelsenkirchen. Klaus-Dieter Schäfer ist ein erfahrener Kämpfer für Mieterinteressen. Über Jahre stand er an vorderster Front der Evonik-Mieter. Jetzt ist es ihm gelungen, gemeinsam mit Vertretern Gelsenkirchener Mieterinitiativen eine Interessengemeinschaft zu gründen.

Klaus-Dieter Schäfer ist ein erfahrener Kämpfer für Mieterinteressen. Über Jahre stand er an vorderster Front der Evonik-Mieter. Jetzt ist es ihm gelungen, gemeinsam mit Vertretern Gelsenkirchener Mieterinitiativen eine Interessengemeinschaft zu gründen.

Was verbirgt sich hinter ihrer Organisation?

Klaus-Dieter Schäfer: Wir als Gelsenkirchener Mieterinteressen Gemeinschaft (Gemig) treten für eine soziale Wohnungspolitik ein und bieten Mietern wie Vermietern eine Zusammenarbeit an.

Es gibt bereits Mieterinitiativen. Verstehen sie sich als Dachorganisation?

Wir wollen die gemeinsamen Interessen aller Mieterinitiativen, Mieterbeiräte und Bürger, die für eine soziale Wohnungspolitik eintreten, koordinieren.


Mit der Philosophie: Gemeinsam sind wir stärker?

Genau. Ich glaube, dass wir als Gemig eine bessere Chance haben, Kontakte zu allen maßgeblichen Akteuren in der Wohnungspolitik auszubauen. Dazu gehören Unternehmen, Stadtverwaltung, Parteien sowie politisch Verantwortliche.

Wohnungspolitik ist aber nur bedingt kommunal zu beeinflussen?

Zunächst einmal wollen wir erreichen, dass die Kommune sich in der erforderlichen Weise für die Wohnprobleme ihrer Bürger interessiert und ihre Möglichkeiten ausschöpft, um zu einer sozialen Wohnungspolitik beizutragen. Davon kann bisher höchstens punktuell die Rede sein. Natürlich ist die Kommune nicht alleiniger Akteur auf dem Wohnungsmarkt. Ob mit allen Beteiligten, insbesondere mit den großen Wohnungsgesellschaften ein sozial geprägter Konsens zu erreichen ist, der nicht nur auf dem Papier steht, wird sich zeigen müssen. Wir wollen an einem runden Tisch mit allen Beteiligten reden.


Bei Fragen der Finanzierung und Mietpreisgestaltung ist ihr Einfluss doch sehr begrenzt?

Wir können keine Preise vorschreiben. Wir müssen aber darauf achten, dass Mieten bezahlbar bleiben, das sich das Preis- und Leistungsniveau im erträglichen Rahmen bewegt. Dies wird angesichts der rasanten Steigerung der Wohnnebenkosten immer wichtiger.

Sieht sich Gemig als Kontrollorgan einer sozial geprägten Wohnungswirtschaft?

Klaus-Dieter Schäfer: Um kontrollieren zu können, müsste die Gemig administrative Befugnisse haben. Das ist nicht der Fall. Aber unser Ziel ist es, die wichtigsten Probleme und Anliegen der Mieter an die Öffentlichkeit zu bringen, den Scheinwerfer darauf zu richten und Vermieter wie Politiker nicht aus der Verantwortung zu entlassen beim Bemühen um gemeinsame Lösungen. Wir wollen unsere Stimme bei der Gestaltung einer sozialen Wohnungspolitik erheben.

Das bedeutet, Sie wollen bei städtischen Entscheidungen gehört werden?

Mieter werden durch viele Entscheidungen der Politik zur Kasse gebeten. Wir wollen uns einmischen, wenn es um Gebührenerhöhungen für Müll oder auch der Grundsteuer geht, die Mieter schließlich belasten.

Sehen sie eine Lobby, auf die sie bauen könnten?

Man wird uns ernst nehmen. Es wird einige Zeit dauern, bis wir an allen Fronten Kontakte aufgebaut haben. Wir wollen demnächst eine Liste aufstellen, in der wir uns zu Themen wie Leerstand, Schrottimmobilien, Mietzuschuss oder Härteausgleich äußern werden. Zusammenhalt, gemeinsame Ziele und eine enge Verbindung zu den Mietern sollen uns als Partner stark machen. Dazu haben wir ein Selbstverständnis beschlossen, in dem es heißt: Die Gelsenkirchener Mieterinteressengemeinschaft ist überparteilich und finanziell unabhängig. Ihre Teilnehmer arbeiten gleichberechtigt zusammen und treffen ihre Entscheidungen einvernehmlich.