Gelsenkirchen. . Jugendliche der Gertrud Bäumer Realschule in Gelsenkirchen diskutieren über Politik, Regieren und Gesetzgebung. Im Planspiel werden die Jugendlichen selbst zu Merkel, Gauck und Co.
Politik ist ein trockenes und kompliziertes Thema. Doch wenn die Schüler selber zu Regierenden werden, wird Politik plötzlich greifbar und spannend. Beim Programm „Weiterbildung geht an die Schulen“ finanziert die Sparda-Bank im Rahmen ihres Jugendbildungsprogramms ein paar ereignisreiche Schulstunden.
Marvin Bender von der „NRW School of Governance“ der Uni Duisburg-Essen ist in die zehnte Klasse der Gertrud Bäumer Realschule gekommen. Als Gast hat er Heiko Blumenthal, Mitarbeiter des Schulausschusses im NRW-Landtag mitgebracht. Gemeinsam wollen sie den Schülern das Thema „Politik und Regieren“ näherbringen.
Erst Theorie, dann Praxis
Zuerst geht es theoretisch zur Sache. „Wisst ihr, was Regieren bedeutet?“, fragt Bender. Von „Bestimmen“ und „Leiten“ ist die Rede. „Regieren ist die Gesetzgebung“, erklärt Bender. „Gibt es ein Problem, wird mit dem Gesetz versucht, dieses zu lösen. Meist klappt das, aber es können weitere Probleme entstehen“.
Das ist der Anfang von Politik. Es geht weiter mit dem Gesetzbeschluss. Durch welche Instanzen muss ein Gesetz gehen und wer entscheidet es letztendlich? Am Schaubild wird der Vorgang verdeutlicht. „Und was macht Herr Gauck?“ wird gefragt. „Der überprüft, ob das Verfahren eingehalten wurde“, antwortet Marvin Bender.
Der 27-Jährige hat schon viele Fragen rund um die Politik beantwortet. Unregelmäßig reist er durch ganz NRW, um mit dem Projekt „Weiterbildung an Schulen“ Politik greifbar zu machen. Die Wissensstände der Schüler sind unterschiedlich. „Es gibt Jugendliche, die interessieren sich für Politik und wissen viel, bei anderen Klassen muss ich beim Grundprinzip anfangen“. Schüler aus der Oberstufe seien aber generell informierter.
Dies bestätigt auch Heiko Blumenthal, Mitarbeiter des NRW-Landtags. Zwei- bis dreimal jährlich ist er in Schulen zu Gast und sieht manche Probleme. „Mit 16 Jahren sind die Jugendlichen kommunalwahlberechtigt. Da sollten sie die Grundstrukturen unserer Politik kennen“.
In der Klasse geht es derweil mit einem Planspiel weiter. Es werden gemischte Karten verteilt, die jeden Schüler eine neue Identität verpassen. Da sitzt der Kultusminister plötzlich neben Angela Merkel.
Nun soll den Schülern spielerisch verdeutlicht werden, wie es ein Gesetz bis in die Abstimmung schafft. „Durch das Planspiel werden die Schüler selber zu Politikern und beginnen zu verstehen“, sagt Blumenthal. Doch kaum haben die Jugendlichen verstanden, hakt Blumenthal ein: „In der echten Politik ist es leider nicht so einfach. Da geht es manchmal drunter und drüber und nicht jeder ist einer Meinung“.
Ziel: Jugendliche für Politisches begeistern
„Es ist uns sehr wichtig, in unserem Umfeld gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, gerade für die nächste Generation“, sagt Jörg Erwin, Leiter der Sparda-Bank-Filiale Gelsenkirchen über das Interesse am Projekt „Weiterbildung geht an Schulen“. Seit drei Jahren finanziert die Bank Votragsstunden zum Thema Politik.
Die Schulen können sich bei der Bank bewerben. Sollten sie ausgewählt werden, können sie aus drei verschiedenen Modulen wählen: „Politik und Medien“, „Parteien und Wahlen“ und „Politik und Regieren“. Kostenlos werden dann die Kenntnisse aus Politik- und Sozialkundeunterricht mit einem Dozenten vertrieft.
„Auf diese Weise motivieren wir die Jugendlichen dazu, das politische Geschehen zu verfolgen und die Demokratie in unserem Land mitzugestalten“, meint Jörg Erwin.
Im Rahmen des Jugendbildungsprogramms führt die Sparda-Bank unter anderem auch Besuche im Landtag durch und organisiert die Teilnahme an Plenarsitzungen.