Gelsenkirchen. . Das Gelsenkirchener Modell-Projekt „be prepared“ unterstützt Schüler, ihre Interessen zu erkennen und gezielt auf eine spätere Berufswahl hinzuarbeiten.

Einen Tischtennisball aus dem Lauf von der Spitze einer Wasserflasche zu pflücken, ist schwierig. Khaled (16) braucht mehrere Anläufe. Das ist ihm peinlich und er ärgert sich, zumal seine Mitschüler grinsen und kichern.

Doch das hat ein Ende, spätestens wenn jeder der Runde den Selbstversuch startet, dreht sich der Spieß um. „Konzentrier dich auf den Ball, denk nicht an die Zuschauer, sondern an dein Ziel“, rät Coolness-Trainerin Birgit Luttke. Und siehe da: Es klappt. Es kommt eben auf die Sichtweise an, und es ist genau das, was Luttke mit dem Experiment bezwecken wollte: weg von der Aggression, hin zur Konzentration.

Projekt mit 15 Modulen

Die Fokussierung aufs Wesentliche, Disziplin und Respekt anderen Gegenüber, das sind die Eckpfeiler dieses Trainings. Es ist Bestandteil des dreijährigen Modellprojekts „be prepared“ (sei vorbereitet), an dem aktuell 146 Schüler aus acht Schulen aller Formen teilnehmen. Ziel: frühe Berufsorientierung, von Klasse sieben bis zehn. „Etwas mehr als 250.000 Euro stehen uns dafür noch bis ins Jahr 2014 zur Verfügung“, sagt Alfons Wissmann, Leiter des Referats für Erziehung und Bildung. Neben der Stadt beteiligt sich (auch finanziell) die Agentur für Arbeit, der Caritasverband, Bauverein Falkenjugend sowie auch der Förderkorb.

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Das Projekt umfasst 15 Module, beginnend mit einer Interessenserkundung, reicht es von Sozialtraining (Kommunikation und Teamfähigkeit) über Eignungstests, Konflikt- und Bewerbungstraining bis hin zu Praktika in vielen verschiedenen Berufsfeldern.

Abbruchquoten senken

„98 Prozent der Teilnehmer sind noch dabei“, zieht Lehrerin Vivien Bredenbrook eine erfreuliche Zwischenbilanz, „zum Start im Dezember 2011 waren es 152 Schülerinnen und Schüler.“ Ein Indiz für die große Akzeptanz bei den Pennälern. Nichtsdestotrotz ist es ein hartes Stück Überzeugungsarbeit, den Blick „eines 13-Jährigen schon so früh auf den späteren möglichen Beruf zu lenken“, weiß Methe Weber-Bonsiepen von der Caritas. Vor allem, wenn aus dem elterlichen Umfeld – wie so oft – wenig bis gar keine Unterstützung komme. „Die erste Frage, die gestellt wird, ist die: „Was springt für mich dabei heraus“, sagt Weber-Bonsiepen, denn die Teilnahme ist freiwillig.

Die Antwort darauf gibt Berufsberater Dominik Blechschmidt: „Es ist ein ressourcenorientiertes Projekt, das später eine gezieltere Beratung ermöglicht, weil es schon eine frühe Vororientierung gibt.“ So sollen Brüche im Lebenslauf vermieden und auch die Abbruchquoten der potenziellen Lehrlinge vermindert werden.