Gelsenkirchen. . Mädchenzentrum Gelsenkirchen funktioniert als eine Art Erziehungsberatungsstelle.Es ist gut vernetzt mit mit Familienzentren, mit Lehrern und Schulsozialarbeitern
Die Zauberformel heißt: Arbeit im Verborgenen. Die Triebfeder: der Bedarf. Das Klientel: Mädchen und junge Frauen in Krisensituationen im weitesten Sinne. Pubertät, häusliche Gewalt, Mobbing, Probleme wegen des Migrationshintergrunds oder Schwierigkeiten aufgrund einer Behinderung, Bulimie, Magersucht, Selbstverletzung, Angst . . . – das Mädchenzentrum an der Liboriusstraße fängt die Zehn- bis maximal 27-Jährigen auf, berät, hilft, stellt Kontakte zu geeigneten Anlaufstellen für punktuelle Problemlagen her. Oder, mit den Worten von Claudia Gertz gesprochen: „Wir sind für alle Mädchen da, die keine Stimme haben.“ Und wenn die Mädchen nicht kommen, dann kommt das mobile Mädchenzentrum eben zu den Mädchen.
Diplompädagogin Claudia Gertz gehörte vor fast 25 Jahren zu den Mitbegründerinnen des Zentrums. „Was uns antrieb war zum einen, dass wir alle aus dem pädagogischen Bereich kamen und gemerkt haben, dass ein großer Bedarf da ist“, sagt sie. Fünf Frauen arbeiten seither auf der Basis einer freier Trägerschaft unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes „unsichtbar“. Neben Claudia Gertz ist das auch die Psychologin Angelika Hecht. Sie sagt: „Unsere Devise ist: kurzfristiges Erstgespräch, niemanden auf die Wartebank schieben.“
Keine bürokratischen Hürden
Und da zeichnet sich nach Einschätzung der beiden Fachfrauen aus, ein freier Träger der Jugendhilfe zu sein. „Wir können flexibel auf Bedarf reagieren.“ Heißt: Das Mädchenzentrum muss keine bürokratischen Hürden nehmen, um blitzschnell zu reagieren. „Im Grunde genommen sind wir wie eine Erziehungsberatungsstelle, eine Anlaufstelle mit niederschwelligen Angeboten“, umreißt es Hecht.
Auf fachlicher Ebene habe das Zentrum ein gut funktionierendes Netzwerk, berichten die beiden Frauen, die 1991 auch zu den Mitbegründerinnen der Berufsgruppe gegen sexuellen Missbrauch gehörten. Das Mädchenzentrum kooperiert mit Familienzentren, mit Lehrern und Schulsozialarbeitern.
Auch Lehrer können sich beraten lassen
2011 hat die Anlaufstelle an der Liboriusstr. rund 320 Meldungen verzeichnet. Überwiegend von Mädchen und jungen Frauen, aber auch von Lehrern, die Hilfebedarf bei Schülerinnen bemerkt haben. Weitere 300 Mädchen hat das Team über das mobile Mädchenzentrum erreicht – sprich: Sie sind zu Schulen und Einrichtungen gefahren, haben dort Kontakt aufgenommen. Zu dem fünfköpfigen Team gehören neben Claudia Gertz und Angelika Hecht die Sexualpädagogin Susanne van Suntum, Diplom-Rehapädagogin Simone Clever sowie Manuela Schule, die als „Mädchen für alles“ im Einsatz ist und unter anderem Erstgespräche führt, wenn Mädchen sich melden.