Gelsenkirchen. Jugendliche werden Onlineberater für gleichaltrige in Krisensituationen. Ziel der Portalmacher: Heranwachsende vom Selbstmord abbringen.

Ebenso ambitioniert wie schwierig, weil ein Tabu-Thema, ist das Projekt der Caritas: ein Onlineberatungsangebot für selbstmordgefährdete Jugendliche und Heranwachsende einzurichten – und, das ist das Besondere, von Jugendlichen für Jugendliche.

„Die bislang üblichen Beratungsangebote werden von Jugendlichen selten wahrgenommen“, berichtet Methe Weber Bonsiepen, Psychologin und Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie bei der Caritas. „Onlineplattformen dagegen bieten gute Kontaktmöglichkeiten.“ Und entsprechen dem Trend der (digitalen) Zeit.

Beratung auf Augenhöhe – nicht Therapie –, von im Idealfall Gleichaltrigen, ist der Ansatz. Denn sie sprechen die „gleiche Sprache“. Wobei die 16- bis 25-jährigen, ehrenamtlichen Helfer aber nicht einfach auf Hilfesuchende losgelassen werden, nein, hinter ihnen steht das komplette Fachpersonal der Caritas. Zudem werden sie bis zum Start im Sommer 2013 geschult.

Peerberaterin um Jugendlichen zu helfen

Vivien Bredenbrock, angehende Lehrerin und schon seit Jahren hier für die Berufsorientierung „Be prepared“ zuständig, leitet das Projekt. „Über sechs Monate werden wir Jugendliche zu ‘Peerberatern‘ (peer = ebenbürtig) ausbilden. Sie übernehmen dann die Begleitung junger Hilfesuchender in Krisensituationen“, erklärt Bredenböck die neue Arbeit. „Begleitung heißt dann: E-Mails von Jugendlichen zu beantworten.“

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Und sie davon zu überzeugen, „dass es immer einen besseren Weg gibt als den Tod“, fügt Ann-Marie Bappert hinzu. Die 17-Jährige hat sich als eine der ersten Freiwilligen gemeldet, um Peerberaterin zu werden. Warum? „Ich will den betroffenen Mädchen und Jungen zeigen, dass es Gleichaltrige gibt, die sie schätzen und respektieren“, sagt sie bestimmt. „Und das sie ein wertvoller Mensch sind.“

Vorbild ist ein Projekt aus Freiburg

Vorbild für Gelsenkirchen ist der Freiburger Arbeitskreis Leben, 2007 ins Leben gerufen. 40 Helfer beraten dort auf „U25-Freiburg.de“ im Schnitt zwei bis drei Hilfegesuche. Aber: 80 Prozent der Anfragen werden aktuell dort nicht bearbeitet – man ist hoffnungslos überlastet. Hamburg, Berlin und Dresden steigen alsbald ebenfalls mit ein, so dass Gelsenkirchen hier im Westen der Republik eine Art Brückenkopf bildet. Wie alarmierend die Gefährdungslage ist, zeigen die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation: Im Durchschnitt nimmt sich bundesweit alle 56 Minuten ein Mensch das Leben. Und: Die Dunkelziffer bei unter 25-Jährigen ist noch weitaus größer.