Gelsenkirchen. . Jugendliche in Gelsenkirchen-Horst haben vor wenigen Wochen den 22-jährigen Dennis Reske angegriffen, weil er schwul ist. Seitdem ist er auf einen Rollator angewiesen. Schon davor waren Reske und sein Ehemann Sven Opfer von Beleidigungen im Stadtteil.

„Schwuchtel!“, „Schwule Sau!“ – mit solchen und noch derberen Beleidigungen sieht sich das Ehepaar Sven (33) und Dennis (22) Reske häufig konfrontiert. Am 10. Februar eskalierte die Homophobie und endete für Dennis Reske nicht nur mit einer Stirnplatzwunde. Beim Gassigehen mit einem Pflegehund hatten ihn zwei Jugendliche an der Industriestraße in Horst niedergeschlagen. Seit dem Vorfall ist der 22-Jährige wegen eines Psychotraumas auf einen Rollator angewiesen, kann seinen Job nicht mehr ausüben. Laufen ist nur noch im Schneckentempo möglich.

„Die beiden haben schon vorher getuschelt“, sagt Dennis Reske über die Sekunden vor dem Angriff, der sich gegen 18.30 Uhr ereignete. Einer der beiden Jugendlichen (vermutlich zwischen 13 und 15 Jahre alt) habe ihn zuvor schon öfter beleidigt. „Zuerst haben sie im Vorbeigehen versucht, mir Beinchen zu stellen, das hat nicht geklappt. Dann kam die Attacke von hinten.“ Nach einem kommentarlosen Faustschlag gegen den Kopf stürzte der junge Homosexuelle zu Boden und die Täter flüchteten. Zeugen eilten dem Verletzten zu Hilfe, riefen die Polizei. Der Rettungswagen brachte ihn in die Evangelischen Kliniken.

Dumm angeguckt und als "Schwuchteln" beschimpft

Vor sechs Jahren lernten sich Dennis und Sven kennen, vor drei Jahren heirateten sie in Köln, zogen dann nach Horst. „Dumm angeguckt wird man immer, da haben wir uns schon dran gewöhnt“, sagt Sven Reske, der täglich nach Köln zur Arbeit pendelt. In der Rhein-Metropole, der deutschen Hochburg für Homosexuelle, sei so etwas nicht vorgekommen. „Wir halten in der Öffentlichkeit auch Händchen und küssen uns.“

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Auf der Straße und in der Straßenbahn würden sie dann oft als „Schwuchteln“ beschimpft. „Vermehrt an Wochenenden, wenn die Leute betrunken sind“, sagt Sven Reske. Sein Mann hat Angst, vor die Tür zu gehen, erst recht seit dem 10. Februar: „Besonders im Dunkeln, da kriege ich Panikattacken“. Der Ort des Geschehens liegt nur 500 Meter von der Haustür entfernt. Einen der Täter kennt Dennis Reske sogar namentlich, er wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft. Seine Aussage bei der Polizei muss der 22-Jährige noch machen.

Existenz nach Überfall gefährdet

Dennis Reske kann seinem Job als Gassigeher nicht mehr nachkommen. Vor einem Jahr hat er sich selbstständig gemacht. An Hundeausführen ist mit dem Rollator nicht mehr zu denken. Wegen des Verdienstausfalls strengen die Reskes auch einen Zivilprozess an, der 22-Jährige sieht seine Existenz gefährdet. Unterstützung erfuhr er beim Weißen Ring, etwa bei den Anträgen für Opferentschädigungsgeld.

Schon vor dem Angriff am 10. Februar war Dennis Reske physisch angegangen worden. Damals konnte er sich aber mit Pfefferspray zur Wehr setzen. Trotz aller Anfeindungen sagt Sven Reske: „So eine Tat war nicht abzusehen.“

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