Gelsenkirchen. Mit Beginn des Schuljahres 2012/13 öffnete in Hassel die erste Sekundarschule in der Stadt. 77 Schülerinnen und Schüler lernen in drei Klassen im alten Hauptschulgebäude am Eppmannsweg.

„Zieh mal eine Karte. Schau sie dir an. Merk sie Dir und steck sie wieder in den Stapel.“ Beyda wählt eine Karte aus, studiert sie ausgiebig, fummelt sie wieder in den Stapel, den Markus Neuhäusler in der Hand hält. Als er ihr blitzschnell die richtige Karte – Kreuz 10 – nennt und aus dem Haufen zieht, sind alle baff. Wie geht sowas?

Drei Räume weiter. Zehn Jungs mit Ukulele, vier Keyboarder, zwei Sänger, eine Schlagzeugerin und ein großer Gitarrenspieler singen vom Coolsein und davon, auch mal anderen zu helfen.

Die meisten hier haben noch nie ein Instrument gespielt, das kann man ahnen. Trotzdem klingt das, was sie tun, wunderbar. Und vor allem: Sie sind mit richtig viel Spaß bei der Sache.

Es riecht nach Pizza, aber in der Mensa isst niemand. Zehn Fünftklässler stehen an der Wand und geben alles, um gelangweilt zu wirken. Ihre Aufgabe: Gelangweilt wirken für einen Sketch, den sie bei der Adventsfeier aufführen wollen.

Wie Gesamtschule ohne Oberstufe

In der Turnhalle wird unterdessen nach Toren gejagt, im Schulgarten heben Jungen und ein Mädchen mit Feuereifer einen Graben aus. Hier soll ein „Pfad der Sinne“ entstehen. So viel Spaß auf einmal heißt im Schuldeutsch „Profilstunde“. Jeder darf sich aussuchen, auf welchen Bereich er Lust hat, um herauszufinden, was für Wahlpflichtfächer später für ihn das Richtige sein könnten. Bis zur sechsten Klasse kann das Neigungsfach gewechselt werden.

Und was ist außer Profilstunden noch Besonderes an der Sekundarschule? „Wir sind so was wie eine Gesamtschule, nur ohne eigene Oberstufe. Mit garantierten Oberstufenplätzen und Abiturchance für alle, die die zehnte Klasse mit Fachoberschulreife und Qualifikation schaffen. So erkläre ich Eltern, was unsere Sekundarschule ist.“

Was eine Gesamtschule ist, weiß Gabriele Ulbrich (54) sehr genau. Die Leiterin der ersten Sekundarschule in der Stadt hat schließlich ihr Berufsleben lang in Gesamtschulen gearbeitet. Am längsten in der GS Buer-Mitte, mit der ihre Sekundarschule zusammenarbeitet. Worauf sie ihre Schützlinge vorzubereiten hat, weiß sie also eigentlich genau. Trotzdem wird es im Frühjahr Abstimmungsgespräche mit der Gesamtschule Buer-Mitte und dem Eduard-Spranger-Berufskolleg geben, den Kooperationspartnern. Schließlich ist oberstes Ziel dieser Schule, allen eine gute Chance auf möglichst gute Bildung zu geben. Und das braucht neben Spaß am Lernen Vorbereitung.

Zwei Klassenlehrer sind die Regel

77 Sekundarschüler in drei Klassen, betreut von sieben Vollzeit- und einem Teilzeitlehrer, gibt es bis jetzt in Gelsenkirchen. Sie lernen im alten Hauptschulgebäude am Eppmannsweg in Hassel. Langfristig sollen hier die Klassen 5 bis 7 untergebracht werden, die 8. bis 10. Klassen wechseln in die Schule an der St. Michael-Straße.

An der erst 2012 gestarteten neuen Regelschulform Sekundarschule gilt das Teamprinzip, zwei Klassenlehrer sind die Regel. Bis zur achten Klasse gibt es kein Sitzenbleiben und es wird binnendifferenziert unterrichtet. Soll sagen: Förderung von Schwachen und Starken wird nicht durch Trennung, sondern durch verschiedene Aufgaben in der Klasse betrieben.

Die Unterrichtsstunde dauert 60 Minuten

Als zweite Fremdsprache gibt es – als Wahlpflichtfach – ab Klasse 6 Französisch, welche Sprache ab Klasse 8 hinzu kommt, wird noch abgestimmt. Ansonsten ist die Stundentafel die gleiche wie an der Gesamtschule. Die Unterrichtsstunde dauert 60 Minuten. „Das erscheint uns optimal. Genug Zeit, um selbstständig und in Gruppen zu lernen. Aber nicht zu viel für diese Kinder, die ja gerade erst von der Grundschule kommen“, ist Gabriele Ulbrich überzeugt.

Dabei ist sie durchaus bereit, Dinge, die sich nicht bewährt haben, zu ändern. Gemeinschaftlich mit ihrem Stellvertreter, Ralph Schlumberger, dem Kollegium, den Schülern und Schülerinnen sowie den Eltern.

Wer sich für die Sekundarschule interessiert, sollte sich den Samstag, 12. Januar 2013, vormerken: Dann ist an der Schule von 9 bis 13 Uhr Tag der offenen Tür.