Gelsenkirchen. Der Weihnachtsmarkt ist da, die heimelige Stimmung lässt auf sich warten. Die – im Verhältnis große – Zahl der „Fressbuden“ ist in der Kritik. Und auch am blau-weißen Kugelbaumscheiden sich weiterhin die Geister.

Der Deutsche an sich mosert bekanntlich gern. Und wenn es um den Weihnachtsmarkt in der Altstadt geht, runzelt seit Jahren auch der Gelsenkirchener die Stirn. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Die Besucher sind sich einig: zu viele Fressbuden, zu wenig Kreatives, zu wenig Kunsthandwerk und dergleichen hätten die Holzbuden im Angebot. Für Kontroversen sorgt nach wie vor der blau-weiße Plastikbaum auf dem Neumarktplatz. Die einen finden ihn originell, die anderen einfach nur grässlich.

Zugegeben: Während eines mittäglichen Bummels an einem Novembersamstag über die Bahnhofstraße auf Weihnachtsatmosphäre zu hoffen, birgt eine gewisse Naivität. Einen Tag vor Totensonntag – was war die Aufregung groß, als diese Anstands-Bastion im Terminkalender fiel – und mehr als eine Woche vor dem ersten Advent sind die Menschen noch nicht auf das Fest der Liebe eingestellt. Aber gerade das soll ein Weihnachtsmarkt ja leisten, die Besucher auf diese Zeit einstimmen. Und das vermag die Gelsenkirchener Variante – vom Veranstalter Stadtmarketing Gesellschaft wohl in Anlehnung an das Motto der Fußball-WM 2006 „Weihachten bei Freunden“ getauft – nicht zu leisten. Jedenfalls noch nicht.

Verwaiste Glühweinburg am Mittag

Die Menschen auf der Bahnhofstraße sind am Samstagmittag nicht wegen des Weihnachtsmarktes hier, das wird schnell klar. Sie shoppen. Zur Mittagszeit ist die große Glühwein-Hütte auf dem Neumarkt noch verwaist, das Bühnenprogramm startet um 15 Uhr. Der Zulauf bei der wesentlich kleiner gesetzten „Konkurrenz“ nebenan bei den Rotariern ist etwas größer.

Die Achse zwischen Neumarkt und Bahnhofsvorplatz ist fast ausschließlich mit besagten Fressbuden bekleckst. Neben für Weihnachten angemessenen Ständen mit Crêpes, Waffeln, Mandeln, Schmalzgebäck oder heißen Getränken findet sich dort tatsächlich auch ein Dönerstand! Ferner sind Räucherforellen und holländische Pommes im Angebot.

Für weihnachtliches Flair auf der Bahnhofstraße sorgt der Außenverkauf von Blumen Risse, wo Gebinde mit Tannenzweigen, Kiefern und verschiedenfarbigen Kerzen im Angebot sind. Einen Hauch Frieden versprüht auch die Indio-Gruppe. Die hat aber gerade Pause, die Panflöten-Musik kommt vom Band.

Der dürftige Weihnachtsdeko- Verkauf konzentriert sich auf den Neumarkt. Auf dem Bahnhofsvorplatz verkauft Petra Fischer von der SMG für ein Unternehmen aus Franken Krippenzubehör. „Wir sind eine der wenigen, die keine Fressbude sind“, lacht sie hinter den kleinen Schafsfiguren aus Holz. Apropos: echte Esel, Ziegen und Schafe vermissen die Besucher bislang auch. Die Tierschützer wird’s freuen.