Gelsenkirchen. Rolf Dennemann hat in seiner Leseperformance das Leben in seiner Heimatstadt „Gelsenkirky“ beleuchtet. Seine Geschichten aus dem Revier stellte er in der Kaue vor.

Er ist Sammler, Beobachter und Ermittler – sein ganzes Leben schon. Rolf Dennemann sucht und findet Geschichten. Das Skurrile im Alltäglichen, das Detail in der Masse. In seinem Buch „Hattingen ist nicht Helsinki“ erzählt er Geschichten aus dem Revier, aus seinem Leben. Am Samstagabend stellte er Auszüge davon „in einer intimen Runde“, wie er selbst sagte, in der Kaue vor.

Etwas mehr als 30 Besucher lauschten Dennemann. Der freischaffende Künstler blickte zurück auf vergangene Ereignisse und seine Jugend, entwarf aber auch Visionen über Entwicklungen im Ruhrgebiet. „Ermittlungen im Revier“, nannte er das. Nach dem ersten Auszug aus seinem Buch erhob Dennemann sich von seinem Leseplatz und lief an den Bühnenrand. Gleichzeitig schien er aus einer Rolle zu treten. Locker stand er da und erklärte den Ablauf des Abends – dass man nun eben eine Weile miteinander verbringen müsse. Er entschuldigte sich vorab für seine möglicherweise „belegte Stimme“, bedingt durch Husten und Schnupfen. Das Gesagte hakte er auf einer Liste ab. Die ersten Lacher aus dem Publikum hatte er damit auf seiner Seite. Und ließ sich dann in seine Texte fallen, begab sich in eine Art Trance. „Wir sehen uns in der Pause wieder“, sagte er.

Rosinenbrot und Alpträume

Mit tiefer Stimme erzählte er Geschichten wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Banalitäten des Lebens untersuchte der 60-Jährige und hinterfragte sie: Wer schaltet eigentlich die Ampelanlage? Und warum nimmt man sich in den Minuten einer Rotperiode nicht die Zeit zum Verweilen? Kann man von Rosinenbrot Alpträume bekommen?

Bei Geschichten über seine Oma in Wertherbruch, die Tante in Hamminkeln oder Karnevalszügen in „Gelsenkirky“, wie er seine Heimatstadt liebevoll nennt, schweifte er aus. Minutenlange Aufzählungen durchzogen seine Texte an diesem Abend. Sie forderten die Zuhörer. Und so mancher wird am Satzende den Ursprung schon vergessen haben.

Rolf und der Sofablues

Während seiner Ausführungen raufte sich Rolf Dennemann manchmal so sehr die Haare, dass er dem Anblick eines verrückten Professors glich. Damit passte er sich äußerlich seiner Geschichte über den „Sofablues“ an. Auch die Rauchverbotsschilder in der Kaue störten den Künstler wenig. Genüsslich genehmigte er sich auf der Bühne mehrere Zigaretten.

Ludger Schmidt begleitete die Leseperformance am Cello. Er rundete Dennemanns Geschichten ab und lud den Zuhörer in den Lesepausen zum Nachdenken ein.