Gelsenkirchen. Eine Familie mit zahlreichen Komplizen - darunter zwei Kfz-Gutachter - soll Autounfälle vorgetäuscht haben, um die Versicherung zu betrügen. Die 25 Unfälle sollen in wechselnder Beteiligung fingiert worden sein sollen. Gegen acht Angeklagte wird jetzt vor dem Landgericht Essen verhandelt.
Eine Familie aus Gelsenkirchen soll mit zahlreichen Komplizen Autounfälle fingiert haben, um Kfz-Versicherungen zu betrügen. Vor dem Landgericht Essen begann der Prozess gegen acht Angeklagte. Acht Sitzungstage hat die V. Strafkammer zur Klärung eingeplant.
Zum Teil hat es bereits Verfahren aus diesem Komplex vor anderen Gerichten gegeben. Jetzt geht es um die Hauptverdächtigen. Zwischen 26 und 59 Jahre sind sie alt. Zwei von ihnen sind Männer, auf die sich Gerichte eigentlich verlassen müssen. Doch die beiden Kfz-Gutachter, 52 und 59 Jahre alt, werden von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, für die übrigen Angeklagten Gefälligkeitsgutachten gefertigt zu haben, um die Schadenssumme in die Höhe zu treiben.
Unfälle liegen lange Zeit zurück
Lange Zeit liegen die 25 Unfälle zurück, die in wechselnder Beteiligung der Angeklagten fingiert worden sein sollen. Die Ermittlungen waren schwierig. Denn jeder Einzelfall sah auf den ersten Blick so aus, als ob der jeweilige Unfallgegner die Schuld trug. Das ist aus anderen Prozessen gegen „Autobumser“ bekannt: Mal wird aufs Vorfahrtsrecht an unübersichtlichen Stellen beharrt, mal überraschend gebremst. Jedesmal hat der andere einen Fehler gemacht.
Der 26 Jahre alte Angeklagte, der als erster spricht, sieht ein Problem für seine Person: „Ich weiß, dass die Masse der Unfälle meine Glaubwürdigkeit stark einschränkt.“ Nur wenige Unfälle gibt er zu: „Da habe ich ganz großen Mist gebaut.“ Den Großteil bestreitet er aber: „Das stimmt alles nicht.“
Gericht wird jeden einzelnen Fall prüfen müssen
Ins Visier der Versicherer und anschließend der Justiz ist er geraten, weil sich die Unfälle, an denen er beteiligt war, in kurzer Zeit häuften. Das widerspricht der Statistik, nach der Autofahrer meist im Abstand von über zehn Jahren in einen Unfall verwickelt werden. Und nicht alle paar Monate.
Das Gericht wird die einzelnen Fälle prüfen müssen. Einfacher hatte es letztens erst ein Essener Amtsrichter. Der hatte eine Zeugin, die ihm die Beweisaufnahme entscheidend verkürzte. Die Passantin hatte nämlich beobachtet, wie nach einem Auffahrunfall die Unfallgegner ausstiegen und sich hocherfreut abklatschten.