Herne/Bochum.
Erst gab er Gas, dann trat er mit voller Wucht auf die Bremse: Drei Jahre lang hat ein Betrüger aus Herne Auto-Unfälle provoziert und anschließend skrupellos abkassiert. Seit Freitag steht er in Bochum vor Gericht.
Der Angeklagte ist 42 Jahre alt und nach einem Arbeitsunfall (er war Maler und Lackierer) erwerbsunfähig. Zu seinem Motiv sagte er zum Prozessauftakt: „Ich wollte mir etwas dazu verdienen.“
Wer auffährt hat immer Schuld: Diese „Grundregel“ hat sich der Herner immer wieder zunutze gemacht. Wer hinter ihm war, hatte keine Chance. An seinem Auto funktionierten nicht einmal die Bremsleuchten.
Obwohl der 42-Jährige zwischen 2008 und 2011 insgesamt 16 Unfälle fingiert haben soll, schöpfte zunächst niemand Verdacht. Die Kfz-Versicherungen zahlten anstandslos. Sogar Schmerzensgeld und Haushaltsführungskosten wurden dem Angeklagten überwiesen. Insgesamt soll sich der Herner durch die Betrugsserie mehrere zehntausend Euro hinzuverdient haben. Teilweise hatte der 42-Jährige „seine“ Autos allerdings auch auf befreundete Kollegen zugelassen.
Auf die Frage der Richterin, ob er denn überhaupt jemals Schmerzen gehabt habe, antworte er am Freitag so: „Manchmal ja, manchmal nein.“
In Herne fingierte er im Tatzeitraum vier gefährliche Unfälle. Unfallorte waren die Bahnhofstraße, die Bebelstraße und die Holsterhauser Straße. Im letzten Fall war der 42-Jährige laut Anklage mit hoher Geschwindigkeit bewusst auf einen anderes Auto zugefahren, das gerade mit einem Wendemanöver beschäftigt war. Trotzdem hatte alles danach ausgesehen, dass der andere wieder einmal Schuld hatte. Die weiteren Tatorte lagen in anderen Städten des Ruhrgebiets. Die Fahnder waren dem 42-Jährigen schließlich nach einem Informanten-Tipp auf die Schliche gekommen. Der Prozess wird fortgesetzt.