Gelsenkirchen. Werner Neumann ist für den Quartiersladen Tossehof und den Awo-Stadtteilladen so etwas, wie der Mann für alle Fälle. Ehrenamtlich engagiert er sich dort, wo Hilfe gebraucht wird. Am Mittwoch erhielt der 69-Jährige die 400. Ehrenamtskarte in Gelsenkirchen.
Werner Neumann ist 69 Jahre alt. Und hat richtig Spaß, da mit anzupacken, wo eine helfende Hand fehlt. Im Awo-Stadtteilladen an der Wanner Straße, im Quartiersladen Tossehof, beim Bulmker Martinsfest.
Er übernimmt den Telefondienst, wenn gerade niemand Zeit hat, er macht Fotodokumentationen, gestaltet Ausstellungen, hat Postkarten entworfen – und ist dabei so ganz nebenbei bekannt geworden als „Mann am Teich“. Neumann verkörpert bürgerschaftliches Engagement – und hat dafür am Mittwoch die 400. NRW-Ehrenamtskarte erhalten.
Ein prominentes Zitat
„Nach langen Überzeugungsversuchen hat er sich entschlossen, die Karte zu beantragen“, schmunzelt Beate Rafalski, die seit Anfang Oktober in der Ehrenamtsagentur am Neumarkt arbeitet. Sie kennt Neumann aus ihrer Einsatzzeit im Tossehof. Ebenso wie Doris von Kemenade vom Awo-Stadtteilbüro, die gestern sagte: „Was Werner Neumann wie selbstverständlich unentgeltlich macht, das kann man gar nicht hoch genug bewerten.“
Johannes Mehlmann, Geschäftsführer der Ehrenamtsagentur und Sprecher der nordrhein-westfälischen Freiwilligenagenturen, untermauerte die Bedeutung ehrenamtlichen Einsatzes mit einem prominenten Zitat: „Bürgerschaftliches Engagement ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.“
Eine spannende Rechnung
Der 400. Ehrenamtskarten-Inhaber Gelsenkirchens, eine bescheidener Mensch, der, wie er sagt, ohne Quartiersladen und Stadtteilbüro viele Leute gar nicht kennen gelernt hätte, kann nun zwei Jahre lang 24 Vergünstigungen in Anspruch nehmen. Die reichen vom freien Eintritt ins Museum Schloss Horst über einen fünfprozentigen Rabatt bei der Stadtparfümerie Pieper über zehnprozentige Ermäßigungen im Bereich Kultur und Freizeit bis zu 50 % Preisnachlass für das Consol Theater. Neumann, gelernter Werbetechniker und Glasveredler, hat die Voraussetzungen für die goldene Karte wie selbstverständlich erfüllt: Er war in den vergangenen zwei Jahren wöchentlich fünf Stunden freiwillig im Einsatz. Was für ihn übrigens nicht unbedingt neu ist. „Ich war in meiner Jugend beim CVJM. Wir haben damals vom Pfarrer immer Aufgaben bekommen, zum Beispiel für alte Leute einkaufen“, sagte er.
Was sich mit den Erfahrungen des Agentur-Teams deckt. „Wer sich schon früh engagiert, wird auch im Alter ehrenamtlich tätig sein“, meinte Beate Rafalski.
Johannes Mehlmann hat eine spannende Rechnung erstellt: Die 400 Ehrenamtskarten entsprechen 405.000 Einsatzstunden in zwei Jahren – oder 46,2 Lebensjahren – oder 3.442.500 Euro bei einem Stundenlohn von 8,50 Euro. 24 Vergünstigungen werden in GE angeboten; es gibt 36 Landesvergünstigungen. 163 Kommunen beteiligen sich in NRW.