Gelsenkirchen. Was wäre die Gesellschaft ohne ehrenamtliches, uneigennütziges Engagement? „Es würde vieles in der Alten- und Behindertenhilfe nicht gehen. Vor allem im zwischenmenschlichen Bereich würde angesichts finanzieller Reduzierungen vieles auf der Strecke bleiben.“ Sagt Rolf Domnik-Kubala vom Sozialwerk St. Georg.
Er muss es wissen – ebenso wie der Geschäftsführer der Gelsenkirchener Ehrenamtsagentur, Johannes Mehlmann. Der meint: „Ohne Ehrenamt würde diese Gesellschaft nicht funktionieren.“ Die Zwei stehen Mittwoch stellvertretend für die beiden Kooperationspartner, die den Aktionstag „Bürgerschaftliches Engagement“ stemmen.
In einer Fachwelt, in der immer mehr Dinge zertifiziert werden müssten, sei ehrenamtlicher Einsatz unersetzlich, weiß Domnik-Kubala. Immerhin sind allein beim Sozialwerk St. Georg in Gelsenkirchen zwischen 60 und 100 Ehrenamtliche tätig. Sie würden auch ein Stück Normalität in die fachliche Betreuung bringen. Für alle Seiten also eine „Win-Win-Situation“.
Der St. Georg-Sprecher weist auf Manfred Buurmann, der draußen am Keyboard für musikalische Unterhaltung sorgt. Über die Ehrenamtsagentur sei er zum Sozialwerk gekommen, gehe regelmäßig in Behinderten-Einrichtungen, spiele und treffe stets „den richtigen musikalischen Ton“.
Seit die Ehrenamtsagentur am 5. Dezember 2006 gegründet wurde, hat Johannes Mehlmann über 1200 Kunden registriert. Menschen also, die mit Freude Zeit einbringen, um für andere da zu sein. 57 solcher Agenturen gibt es inzwischen NRW-weit. Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Freiwilligen-Agenturen ist übrigens Mehlmann. Den hohen ideellen Wert ehrenamtlichen Einsatzes hat er einmal kaufmännisch berechnet. 275 Anträge auf Ausstellung einer Ehrenamtskarte NRW liegen der Gelsenkirchener Agentur vor. Das seien jährlich 287 150 Arbeitsstunden (Voraussetzung für die Ehrenamtskarte sind mindestens fünf Ehrenamtsstunden pro Woche). Einen Mindestlohn vorausgesetzt kommt Mehlmann auf rund 2 Millionen Euro, die an Lohnkosten anfallen würden, wenn ...
... ja, wenn es das Ehrenamt nicht gäbe. „Dann ginge es den behinderten Menschen noch schlechter.“ So sieht es einer, der am Mittwoch kurzfristig im Rampenlicht steht: Rudi Hauska (68) ist Neuinhaber der 250. Ehrenamtskarte NRW in Gelsenkirchen. Seit zehn Jahren spielt er in der St. Georg-Theatergruppe „Blitzlicht“ mit, war – seinerzeit selbst Bewohner – im Heimbeirat, steht diesem noch heute mit Rat und Tat zur Seite, sitzt mit am Stammtisch Ehrenamt.
Und ist, wie so viele Freiwillige, längst unersetzlich.