Essen.

Um Bewährung hatte sein Verteidiger Clemens Louis gebeten, doch dafür sah das Landgericht Essen keine Möglichkeit. Zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilte die V. Strafkammer am Montag den Gelsenkirchener Christian C. (37), der seine anfangs 15 Jahre alte Adoptivtochter jahrelang sexuell missbraucht hatte.

„Es mag ein Liebesverhältnis gewesen sein“, nahm Richterin Luise Nünning eine Formulierung der Anklage auf. Dabei stellte sie klar, dass der Erwachsene die Verantwortung trägt: „Er muss sich im Griff haben. Wie wirkt das auf ein Mädchen, wenn der Vater plötzlich zum Liebhaber wird?“

Seitdem das 1993 geborene Mädchen denken kann, war Christian C. an der Seite der Mutter, die den Angeklagten 1999 heiratete. 2008 ging die Ehe zu Bruch. Ungewöhnlich: Die 15-Jährige, die damals Stress mit der Mutter hatte, blieb beim Angeklagten, ließ sich von ihm 2008 adoptieren.

Ungleiche Partner

Spätestens zu dieser Zeit, vielleicht auch schon früher, begann zwischen den beiden die „Liebesbeziehung“ ungleicher Partner. Zwei Jahre lang kam es immer wieder zum sexuellem Verkehr, zum gemeinsamen Dessouskauf. Schließlich will der Angeklagte sogar ein Kind von der zum damaligen Zeitpunkt 17 Jahre alten Adoptivtochter. Tatsächlich wird sie schwanger, erleidet aber eine Fehlgeburt. Wenige Monate später, im Dezember 2010, flüchtet sie aus der Wohnung, nachdem seine sexuellen Wünsche fordernder werden.

Bislang hatte der Angeklagte zu den Vorwürfen geschwiegen. Im Prozess legte er aber ein Geständnis ab, ersparte seiner Adoptivtochter dadurch die Aussage. Das Gericht erfährt durch Zeugen und die Opferanwältin, wie schwer die „Liebesbeziehung“ das Leben der 19-Jährigen noch heute belastet. Sie wartet auf ein Urteil, damit sie endlich ihre Therapie antreten kann. Und es wirft sie zurück, dass der Angeklagte immer wieder versucht, mit ihr in Kontakt zu treten.

Einsicht vermisst

Staatsanwältin Maria Linten, die vier Jahre Gefängnis fordert, vermisst beim Angeklagten echte Einsicht: „Er spricht von Liebe, die sich entwickelte. Tatsächlich hat er es ihr aufgedrückt.“ Ein Eindruck, den offenbar auch das Gericht teilt. Richterin Luise Nünning: „Es ging immer nur um ihn, um die Befriedigung seiner Interessen.“ Später fügte sie hinzu: „Wir haben nicht den Eindruck, dass ihm bewusst ist, zerstörend gewesen zu sein.“