Gelsenkirchen. . Viele Bürger folgten der städtischen Einladung in die Aula der Gerhart-Hauptmann-Realschule. Sie stellte die verschiedenen Modelle mit unterschiedlichen Partnern für die Energierversorgung vor.
Wie sieht die Energieversorgung in den nächsten 20 Jahren in Gelsenkirchen aus? Dienstag Abend hatte die Stadt zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Gut gefüllt war die Aula in der Gerhart-Hauptmann-Realschule. GEW-Geschäftsführer Ulrich Köllmann erläuterte die städtischen Optionen für eine sichere Energieversorgung an Hand mehrerer Varianten. Bürger bohrten nach, wollten Vor- und Nachteile miteinander abwägen, wissen, ob Proporzdenken bei Entscheidungen eine Rolle spielen werden.
Zunächst hatte Oberbürgermeister Frank Baranowski die Besucher in die Materie eingeführt. Ende Juni 2013 laufen die Verträge der Stadt mit der Emscher Lippe Energie GmbH (ELE) aus. Die ELE ist in Gelsenkirchen wie auch in den Städten Bottrop und Gladbeck Grundversorger für Strom und Gas. Die Stadt, die mehr Einfluss auf bezahlbare Energie nehmen will und sich dem Klimaschutz verpflichtet fühlt, prüft eine Fortsetzung des Modells mit der ELE in modifizierter Form wie auch die Gründung eigener Stadtwerke in Partnerschaft mit Gelsenwasser.
Stadtwerke oft nur in kleinen Kommunen erfolgreich
Einige Bürger hatten den Eindruck, dass das Stadtwerke-Modell mit Gelsenwasser als Partner stiefmütterlich behandelt werde. Martin Wente, Projektkoordinator in der Stadtverwaltung, wies auf den Vorteil, dass ein kommunales Unternehmen in Gelsenkirchen schon Eigentümer von Netzen sei. Mit einem strategischen Partner flössen wesentliche Leistungen eines Dritten in die Stadt. Das sei mit eigenen Stadtwerken nicht zu realisieren.
Erfolge, meinte er, hätten Stadtwerke oft nur in kleineren Kommunen. Es sei schwierig, sich auf dem Markt zu behaupten. Kunden suchten sich die Stadtwerke selbst aus. So werde auch nicht diktatorisch festgelegt, wer, wo Kunde ist. Über 60 Prozent aller Kunden wechselten wegen des Preises den Anbieter.
Skeptiker sehen städtische Einflussnahme schwinden
Nach Einschätzung des unabhängigen Gutachters Markus Reinartz seien eigene Stadtwerke die schlechteste Variante. Stadtwerke, die Erzeugung, Vertrieb, Handel und Netz in Eigenregie betrieben, die gebe es heute nicht mehr.
Einige Skeptiker unter den Zuhörern sehen auch die städtische Einflussnahme schwinden. Die sieht Martin Wente durch das Vorschlagsrecht für die Geschäftsführung in der ELE und einer Beteiligung von 49 Prozent über den Gesellschaftervertrag gesichert. Leider sei es nicht gelungen, den Einfluss weiter zu erhöhen. 25 Mio Euro zahlt die Stadt, um die Anteile an der GEW zu erhöhen. Der Kaufpreis, so meinte Ulrich Köllmann, sei ein wesentlicher Bestandteil des Kooperationsmodells. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren sei er quantifizierbar in die ökonomische Bewertung eingeflossen.
Entscheidung am 27. September
Wente ist überzeugt, dass mit den kommunalen Partnern auch die operativen Einflussmöglichkeiten steigen. Schließlich nehme der städtische Einfluss auch durch ein stärkeres Besetzungsrecht im Aufsichtsrat zu. Bei der Gesellschaft mit der Sparte Photovoltaik sei die Stadt mit 51 Prozent dominanter Partner.
Schließlich meldeten sich politisch interessierte Bürger aus dem linken Lager zu Wort. Sie sehen im RWE - mit ihren Anteilen bleiben sie im Boot - nicht den richtigen Partner für eine Klima- und Energiewende. Wo liegen die Vorteile für die Bürger in Gelsenkirchen, wenn die ELE in modifizierter Form städtischer Partner bleibt?
Expertenmeinung: Der Netzbetreiber sitzt vor Ort, Arbeitsplätze werden gesichert, ein örtliches Angebot ist garantiert, die Stadt darf mit kräftigen Gewerbesteuer-Einnahmen kalkulieren. Am 27. September entscheidet der Rat.