Gelsenkirchen. . Die WAZ-Redaktion hat zur nächsten Radtour eingeladen. Diesmal haben Stadtdirektor Michael von der Mühlen und Martin Daum vom Referat Verkehr die Route vorbereitet.

Es sind Wege, die fast schon Urlaubscharakter haben. Am Gelände der alten Kinderklinik am Rande Buers erinnert nur ein Bagger im wuchernden Grün an die bevorstehenden Bauarbeiten für das neue Wohngebiet. Und ein paar Kilometer weiter, im idyllischen Umfeld des Golfclubs Haus Leythe erst, da ist man völlig ab vom Gedanken an Nerven aufreibende Verkehrsadern mit fehlenden Radwegen. Es ist einfach nur schön.

„Wenn wir große Flächen wie den Golfplatz oder den Arena-Park haben, sorgen wir dafür, dass immer Wege für Radfahrer und Fußgänger integriert werden“, sagt Stadtdirektor von der Mühlen. „Das ist ein Stück Lebensqualität, eine Aufwertungsstrategie für die angrenzenden Wohngebiete.“

Nicht einfach nur kritisieren

Von der Mühlen und Martin Daum vom Referat Verkehr haben die Route geplant, die der harte Kern der Radtour vom August in erweiterter Besetzung fährt. Das war ein Ziel: Nicht einfach mal durch die Stadt radeln, Kritikpunkte ansprechen – und das war’s. WAZ-Leserbeiratsmitglied Klaus Wehrhöfer und Klaus-Dieter Lenz, der 2. Vorsitzende des ADFC, hatten bei der schweißtreibenden Tour gemeint: Wir müssen am Ball bleiben. Und es sollten auch mal Verantwortliche mitfahren. Die WAZ-Redaktion hat sie eingeladen.

Treffpunkt ist diesmal am Rathaus in Buer. Die ADFC-Spitze ist komplett, Vorsitzender Peter Bruckmann radelt mit. CDU-Fraktionschef Werner Wöll ist dabei und Verkehrsexperte Denis Melerski, Routenplaner der ersten Tour. SPD-Fraktions-Vorsitzender Dr. Klaus Haertel muss aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen.

Pläne für die Middelicher Straße

Vor dem Ausflug in die grüne Lunge der Stadt führt das Verwaltungs-Duo die Gruppe an einen neuralgischen Punkt, den, wie von der Mühlen ihn nennt „Konfliktbereich“ Cranger Straße, Bredde- und Hölscherstraße. Hier gibt es noch keine ausgewiesenen Radstreifen. Das, kündigt der Stadtdirektor an, soll sich ändern, der Straßenquerschnitt neu aufgeteilt, Schutzstreifen angelegt werden.

Später und einige Kilometer weiter, sagt er: „Wir haben in Gelsenkirchen viele Straßen, von denen wir glauben, dass sie für Alltagsradfahrer wichtig sind.“ Und so eine sei die Middelicher Straße. Martin Daum zückt einen Plan und erklärt, dass der Einmündungsbereich Recklinghäuser/Middelicher Straße entschärft und auf einer Länge von 1,5 Kilometern auf beiden Seiten der Middelicher ein Schutzstreifen für Radfahrer angelegt werde. Eine Querungshilfe mit Lichtanlage ist mit im Planungspaket, das satte 110.000 Euro kostet.

Gutachten ist in Arbeit

Auch die Ampeln, die Radfahrer mit Rot ausbremsen, obwohl der parallel laufende Autoverkehr grüne Welle hat, kommen wieder zur Sprache. Das Problem ist Stadtdirektor von der Mühlen vertraut. Daran soll gearbeitet werden. Auch die „freilaufenden Rechtsabbieger“, für Radfahrer nicht ungefährlich, hat er im Visier.

Er und Martin Daum wissen: Im Gelsenkirchener Radwegenetz klafft zusammengenommen eine 90 Kilometer lange Lücke. Zurzeit wird ein Gutachten erstellt, dass die Knackpunkte aufzeigt.

Am Stern soll Radeln sicher werden

Ein solcher Punkt ist auch die Bismarckstraße. Auf einem Teilstück fährt man komfortabel über den markierten Radweg – der plötzlich abrupt endet. Aber: Das Problem ist erkannt, so von der Mühlen und Daum. Das werde sich ändern. Gleiches gilt für die Verlängerung der Bismarckstraße Richtung Stern. Für den Straßenabschnitt hat die Stadt bereits Entwürfe.

„Die Kurt-Schumacher-Straße, die Flora- und die Ringstraße sind Verkehrswege, die für Radfahrer durchaus problematisch sind“, räumt der Stadtdirektor ein. Fazit: Es gibt viel zu tun. Vielleicht gibt es ja einen Radwege-Beauftragten?