Gelsenkirchen. Sie arbeiten ehrenamtlich und lieben ihre Stadt: Ob Bergleute, Sozialpädagogen oder städtische Mitarbeiter. Für die Präsentation eines neuen Werks, das Gelsenkirchen von der schönsten Seite zeigt, haben sie Historie und Moderne miteinander verbunden.

Vor dem Besucherstollen im Nordsternpark haben sie das jüngste Produkt städtischer Freizeitkultur auf einem Fahrrad aufgebaut. Der aGEnda21-Förderverein hat mit dem Fahrrad-Freizeit-Atlas einen bemerkenswerten Rad-und Stadtführer herausgegeben.

Handschrift von Kennern

Dabei eignet sich der 180 Seiten dicke Tourbegleiter nicht nur als Wegführer. Wer in dem Buch stöbert, entdeckt Kultur und Kunst, Freizeit und Erholung, Bergbaugeschichte, moderne Gegenwart und beeindruckende Vergangenheit der Stadt. Leser des Atlas’ merken schnell, dass die liebevoll geführte Handschrift von Kennern der Stadtgeschichte stammt, die vieles aus ihrem eigenen Erleben zu erzählen wissen. Niels Funke übertreibt sicherlich nicht, wenn er das 4. Kartenwerk über Gelsenkirchen als die Krönung bezeichnet.

Der 36-Jährige Diplom-Geograph ist ehrenamtlicher Geschäftsführer des aGEnda-21-Fördervereins und seit zehn Jahren aktiv. Die nachhaltige Arbeit im Förderverein hat ihn nicht mehr losgelassen, seit er beim Praktikum im aGEnda-21-Büro von den Zielen angesteckt wurde, attraktive Seiten der Stadt zu zeigen, Entwicklungen positiv zu beeinflussen.

In verschiedenen Farben sind die Sehenswürdigkeiten der Stadt markiert, die per Rad entdeckt werden können. Ob Bergbaugeschichte, Natur und Landschaft, Gegenwart und Zukunft oder Kunst. Wer sich ganz aufs sportliche Radfahren konzentrieren will, der kann auf der grünen Route das Fahrvergnügen auf zwei Rädern genießen.

Dass Praktiker mit am Planungstisch für den Atlas saßen, sieht man in den zahlreichen wertvollen Tipps zu Regeln im Radverkehr, zur Anbindung an den ÖPNV oder zu Leihfahrrad-Stationen. Und leidenschaftliche Autofahrer werden staunen, dass man eigentlich jedes Ziel in Gelsenkirchen auch auf zwei Rädern erreichen kann. Natürlich ist auch den Autoren des Werkes bewusst, dass Vorfahrt für Radfahrer noch zu häufig ein Wunschtraum bleibt. Da haben Planer noch einiges nachzuholen.

Schwächen sind im Stadtführer nicht zu entdecken. Und wer sich nicht aufs Rad schwingen möchte, der kann die spannenden Geschichten über die industrielle Vergangenheit, Siedlungen und Stadtentwicklung nachlesen.

Stadt mit Tradition

Die 154-jährige Bergbaugeschichte taucht in vielen Kapiteln auf. Wilfried Spielmann, der 30 Jahre auf Hugo unter Tage gearbeitet hat, sieht Parallelen zur heutigen Familie der Radfahrer. „Bevor wir uns damals für einen Beruf entschieden, haben wir uns gefragt, wo ist der Vater beschäftigt und welchen Betrieb kann ich mit dem Rad erreichen.“ Er ist sicher, Radler von damals und die von heute vereint zumindest die Liebe zur Stadt mit ihrer stolzen Tradition und sympathischer Wirklichkeit.