Gelsenkirchen. . Heinrich Praß führte auf dem Drahtesel durchs grüne Ruhrgebiet. An den Stationen am Kletterfelsen im Nordsternpark und in „Charly’s Schalker“ auf dem Arena-Gelände lasen Autoren Texte vor.
Sport, Kultur, Essen und Trinken, Schalke 04 und ganz viel Natur – das war die 3. Radtour Natur und Literatur am Samstag. Radreise-Veranstalter Heinrich Praß führte die 20-köpfige Teilnehmergruppe auf zwei Rädern durch den Gladbeck-Gelsenkirchener Grüngürtel. Autor Harry Michael Liedtke hatte für die Literaten gesorgt, die während der Pausen am Kletterfelsen im Nordsternpark und in der Gastronomie „Charly’s Schalker“ auf dem Arena-Gelände im Berger Feld Texte aus ihrer Feder vorlasen. Rolf Rojek, ehemaliger Vorsitzender des Schalker Fan-Club Verbandes, hielt einen Vortrag über den FC Schalke 04.
Vormittags hatte sich die Truppe am Café Stilbruch in Gladbeck getroffen und war von dort aus Richtung Gelsenkirchen losgeradelt. Insgesamt traten die Teilnehmer etwa 35 Kilometer weit in die Pedale. „Die Tour heute ist die erste bei gutem Wetter“, freute sich Heinrich Praß am Mittag auf der Terrasse von „Charly’s Schalker“. Über die ehemalige Galopprennbahn in Horst ging es zuvor für die Radler in den Nordsternpark, vorbei an Nordsternturm und Herkules, hin zu den Kletterfelsen des Alpenvereins Gelsenkirchen. Seit über 40 Jahren ist Heinrich Praß Mitglied im Alpenverein.
Akribische Planung
Der Radreise-Veranstalter plant die Strecken der Natur- und Literatur-Touren vorher akribisch. „Er lässt mir die Tour anschließend zukommen und ich überlege, welche Künstler am besten dazu passen könnten“, erklärt Harry Michael Liedtke das Prozedere. An der Kletterwand las der Autor Marcus Watolla aus Gladbeck etwa eine Kurzgeschichte vor, in der es um Heimwerken geht. Was das mit den Kraxeltürmen im Nordsternpark zu tun hat? Tatsächlich nur ganz entfernt etwas: Das kleine Holzhäuschen des Vereins wurde nämlich vor kurzem renoviert.
Literat Nummer Zwei – Jörg Ludwig – las dann bei Charly’s Schalker vor, wo die Gruppe am späten Samstagmittag eintraf und sich zunächst bei einer warmen Mahlzeit stärkte. Zuvor waren sie vorbei am Amphitheater entlang des Rhein-Herne-Kanals zur Schleuse Heßler geradelt. Dort hatten sie das Kanalufer gewechselt und waren nach einem Abstecher zur Emscherkunst „Forgotten Future“ im Berger Feld gelandet.
"Hexen und Drachen"
In Jörg Ludwigs Geschichte „Thabur“ spielte auch tatsächlich die tragische 4-Minuten-Meisterschaft von 2001 eine kleine Rolle. Der Autor und Verleger lebte 45 Jahre lang in Gelsenkirchen. „Autoren, die zu ihren Texten stehen, wollen wissen, wie das Publikum reagiert“, beschreibt Ludwig seine Motivation, seine Texte ohne Bezahlung vorzutragen. Für die geführte Radtour mussten die Teilnehmer 8,90 Euro an Heinrich Praß bezahlen.
Die Zusammenarbeit zwischen Radler Praß und Autor Liedtke hatte sich seinerzeit im Café Stilbruch in Gladbeck angebahnt. „Heinrich Praß war bei vielen Veranstaltungen, irgendwann haben wir Flyer ausgetauscht und er hatte die Idee, beide Sachen zu verknüpfen“, sagte Liedtke. Fast noch wichtiger als das kulturelle Angebot ist die Strecke. Praß: „Wir fahren nach Möglichkeit nur dort, wo es auch grün ist.“ Über vieles am Wegesrand verliert er auch ein paar Worte. Die nächste Tour findet am Samstag, 8.9. statt und führt unter dem Thema „Hexen und Drachen“ nach Herten.