Gelsenkirchen.

Wasser ist sein tägliches Geschäft. Das Team um Heinz Kraienhorst kontrolliert täglich das Wasserleitungsnetz. Dabei prüft er, ob die vielen Straßenkappen der Wasserarmaturen verkehrssicher sind und ob die Schieber sich noch betätigen lassen und dicht sind.

Gelsenwasser feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Fast ein Drittel der Firmengeschichte kann auch der 58-Jährige erzählen. Seit 38 Jahren folgt er der Spur des Wassers. Und die ist ziemlich lang. Auf Gelsenkirchener Stadtgebiet gibt es immerhin 5300 Absperrarmaturen, die regelmäßig überprüft werden müssen. Und schließlich ist die Stadt auch reichlich mit Hydranten gesegnet, nämlich 4000. Die Wasserspender stehen ebenfalls täglich auf der Inspektionsliste. Jeden Abend dokumentiert Kraienhorst die Ergebnisse. Ein mühsames Geschäft, das der Sicherheit und dem reibungslosen Wasserfluss dient.

Von der Funktionsfähigkeit der Hydranten kann Leben abhängen. So muss sich die Feuerwehr bei der Brandbekämpfung darauf verlassen, auch Wasser abzapfen zu können. Auch die Säuberung der Hydranten ist Sache des 58-Jährigen und seines Teams. Der weiß, dass emsige Ameisen die hartnäckigsten Schmutzfinken sind, weil sie haufenweise Sand transportieren. Da hilft dann ein kräftiger Wasserstrahl bei der Reinigung.

Schilder weisen den Weg

Auch im Winter verlieren die Experten nicht die Orientierung, sollten Hydranten oder Schieber mal unter einer Schneedecke verschwinden. Auf den Schildern, die ebenfalls kontrolliert werden, weisen Entfernungs- und Richtungsangaben auf ihre exakte Position hin. Hydranten haben stets ovale, Schieber immer runde Kappen.

Das Rohrleitungsnetz ist im Schnitt 30 Jahre alt. Durchschnittlich viermal jährlich werden die Leitungen an Endpunkten gespült. Die Prozedur bei der Überprüfung der Wasserqualität ist fast immer gleich. Werner Seemann vom Einsatzteam setzt dazu ein Standrohr ein und rollt einen Schlauch aus. Mit einem Hydrantenschlüssel dreht er den Wasseranschluss auf, Wasser strömt durch den Schlauch auf die Straße. Bei klaren Wasserverhältnissen ist der Test schnell erledigt, bei eingetrübten Ergebnissen läuft das Wasser so lange, bis es klar wird.

Ergebnisse kommen ins Spülbuch

„Bei älteren Gussleitungen“, weiß Seemann, „sind schon mal Trübungen im Wasser festzustellen.“ Aber auch Mangan und Eisen als Bestandteile können ihm eine leicht bräunliche Färbung verleihen. Seemann: „Das ist keine Frage der Wasserqualität, allenfalls ein ästhetisches Problem. Wenn wir zehn Minuten gespült haben, ist das Wasser klar.“ Festgehalten werden die Ergebnisse in einem Spülbuch.

Ein natürlicher Feind der Wasserversorger ist der Korrosionsfraß, der Löcher in den Guss- und Stahlleitungen verursachen kann. Und Wasser, das ins Erdreich fließt, bedeutet Vergeudung des wertvollen Rohstoffes. Weiter setzen starke Temperaturschwankungen zwischen Frost und wärmeren Bodenverhältnissen den Leitungen zu. Schließlich können dadurch hervorgerufene Bodenbewegungen oder auch eine allzu forsche Baggerschaufel so manche Leitung beschädigen. Der Wasserverlust liegt bei 3,9 Prozent. „Ein Wert“, so Pressesprecher Felix Wirtz, „mit dem wir sehr zufrieden sind.“

Prüfung des Leitungssystems auch aus der Luft 

So gehen die Fachleute regelmäßig auf Lecksuche. „Jede Leckage“, sagt Inspektionsmeister Walter Hegenbarth, „verursacht ein Geräusch, das über die Rohrleitung übertragen wird.“ Zwischen zwei und vier Uhr nachts werden installierte Geräuschmessdosen aktiv. Sie verfügen über ein sensibles Mikro, das per Funk die Daten zu einem Empfänger überträgt. Hier werden die Ergebnisse ausgewertet. Tagsüber sind dann Feinabhorcher wie Gerhard Voigt gefragt. Mit Kopfhörern und einem Geophon ausgerüstet, geht er die Strecken Stück für Stück ab, um die Schadensstellen zu lokalisieren. Täglich sind sie unterwegs, bis nach fünf Jahren der Kreislauf der Lecksuche geschlossen ist.

Auch aus der Luft kontrollieren die Wasserversorger das Leitungssystem. Alle 14 Tage fliegen Hubschrauber die Strecke zwischen Gelsenkirchen und Duisburg ab und prüfen, ob Baustellen den Wasserleitungen auch nicht bedrohlich nahe gekommen sind. Die Transportleitungen mit 1 Meter Durchmesser sind aus Stahl, die gewöhnlichen Versorgungsleitungen aus Kunststoff (Polyethylen) bis 20 cm Durchmesser. Über 25 Millimeter starke Hausanschluss-Leitungen kommt das Wasser beim Endverbraucher an.

Rohrnetzlänge beträgt etwa 1900 Kilometer

151 Mitarbeiter sorgen von Gelsenkirchen und der Betriebsstelle in Hattingen aus für die Sicherheit der Trinkwasserversorgung in Gelsenkirchen, Castrop-Rauxel, Herne, Hattingen, Velbert und Langenberg mit seinen insgesamt ca. 549 000 Einwohnern. Gearbeitet wird im 24-Stunden-Betrieb mit ständigem Bereitschaftsdienst. Der Entstörungsdienst ist Tag und Nacht unter 70 86 60 zu erreichen. Die Rohrnetzlänge beträgt etwa 1900 Kilometer.

Das Leitungsnetz in Gelsenkirchen ist 729 Kilometer lang zuzüglich 37.577 Hausanschlussleitungen. Allein in diesem Jahr investiert das Unternehmen über sechs Millionen Euro in das Trinkwassernetz.

Gelsenkirchen ist Standort der Hauptverwaltung des Konzerns mit 426 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gegründet wurde das Unternehmen als Industriewasserversorger, in erster Linie für den Bergbau und die Stahlwerke. Erst 1898 stieg Gelsenwasser in die zentrale Wasserversorgung der Bevölkerung ein. Heute liefert das Unternehmen 220 Mio cbm Wasser, darunter täglich 122 Liter pro Bürger ins Haus. Etwa zwei Euro kosten 1000 Liter Trinkwasser.

Wasser kommt aus Haltern und Essen

Die Bewohner im Norden bekommen ihr Wasser aus Haltern am See, einige südliche Stadtteile wie Ückendorf, Rotthausen, Neustadt, Bulmke, Feldmark von den Wassergewinnung Essen GmbH in Essen-Horst. Das Ruhrwasser hat die gleiche Qualität, ist aber etwas weicher als das aus Haltern.