Gelsenkirchen. . Am Dienstag sind sicher noch alle Praxen in der Stadt geöffnet. Aber wenn die Verhandlungen mit den Krankenkassen weiter stagnieren, drohen die niedergelassenen Ärzte in der Stadt mit Protest. Ihr Sprecher nennt das Angebot der Kassen „einen Schlag ins Gesicht der niedergelassenen Ärzteschaft.“

Beim Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Gelsenkirchen, Dr. Werner Kirchberg, macht in diesen Tagen mancher Kollege telefonisch seinem Ärger über die Verhandlungstaktik der Krankenkassen Luft. „Ich habe viele Anrufe von Kollegen bekommen, die regelrecht empört sind. 0,9 Prozent mehr für die ambulante Versorgung der Patienten – das ist ein Schlag ins Gesicht der niedergelassenen Ärzteschaft.“

Wenn das Angebot nicht noch entscheidend verbessert werde, dürften in Gelsenkirchen einige Praxen aus Protest geschlossen bleiben, kündigt er an. Auch solche von Hausärzten. „Auch wenn der Vorsitzende des Hausärzteverbandes etwas anderes sagt. Es sind ja nicht alle Hausärzte in seinem Verband organisiert.“ Dr. Kirchberg ist übrigens selbst Allgemeinmediziner.

Sparkassenmentalität der Krankenkassen

Allerdings muss heute noch niemand in der Stadt mit verschlossenen Praxistüren rechnen. Der Protest soll im Fall stagnierender Verhandlungen gut vorbereitet und organisiert werden.

Was Kirchberg und viele Kollegen vor Ort besonders ärgert: „Die Krankenkassen haben Reserven in Höhe von 20 Milliarden Euro, im letzten Quartal sind die Rücklagen noch einmal um 2,7 Prozent gestiegen. Diese Sparkassenmentalität der Kassen ist unverantwortlich. Das Geld wird schließlich der Patientenversorgung entzogen. Ganz ohne Not.“

Unwürdige Gesprächskultur

Eine Erhöhung um 0,9 Prozent sei de facto eine Kürzung, da Lohnkostensteigerungen bei den Mitarbeitern und explodierende Energiekosten so nicht aufgefangen werden könnten.

Seiner Überzeugung nach haben die Krankenkassen den sozialen Konsens aufgekündigt. Die Gesprächskultur sei geradezu unwürdig, wenn angesichts der komfortablen Situation der Kassen schon mit Kürzungsforderungen in die Verhandlungen eingestiegen werde. Und die Durchschnittseinkommen, die die Kassen für Ärzte nennen, seien politische, manipulative Zahlen, mit denen Stimmung gemacht werden solle. Nachvollziehbar seien diese Zahlen nicht. Stimmung werde zudem mit der Verdammung der angebotenen, kostenpflichtigen, Individuellen Gesundheitsleistungen – IGEL – gemacht.