Gelsenkirchen. Jeder 4. Viertklässler in Gelsenkirchen kann nicht schwimmen. Die DLRG und Gelsensport steuern mit Aktionen und Kursen gezielt gegen. In den Ferien laufen sechs Seepferdchen-Kurse.
„Quietschfidel“ steht auf der knallgelben Brust der Quieker, die für „Schwimmen lernen in NRW“ werben. Die Badeentchen können sich zumindest über Wasser halten – anders als jedes dritte Grundschulkind im Land. Eine gefährliche Quote, die nachhaltig gesenkt werden soll. Daran arbeiten in der Stadt die DLRG, die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft, und Gelsensport. Gemeinsam sind sie Teil des landesweiten Aktionsbündnisses, das bis 2014 Schulen und Verbände einbezieht und in fünf Projektstädten Mittel bereitstellt. Bis zu 12.000 Euro sind es pro Jahr allein in Gelsenkirchen für Honorare und Aktionen: das Ziel: „Ab jetzt für immer Schwimmer“.
Der Slogan soll vom 31. Juli bis 11. August für Kinder von 9 bis 12 Jahren mit der ersten „Sommerferien-Seepferdchenschule“ im Zentralbad Overwegstraße und im Hallenbad Buer am Gustav-Bär-Platz erfüllt werden. Sechs Kurse (10 mal 45 Minuten) für je zehn Kinder werden angeboten. „Wir wollen mit dieser Altersgruppe anfangen, weil dort der Druck am größten ist“, sagt der DLRG-Bezirksvorsitzende Dr. Boris Spernol.
Schwimmzeiten und Wasserflächen sind beschränkt
Die Defizite sind deutlich. „Insgesamt stellen wir eine größere Ängstlichkeit bei den Kindern fest. Sie brauchen immer länger, bis sie schwimmen können. Wassergewöhnung ist längst nicht mehr selbstverständlich.“ Spernol: „Es sollte Sache der Eltern sein, dass die Kinder vorbereitet werden“ – und Sache der Schulen, auf dieser Basis aufzubauen. Doch daran hakt es vielfach, auch weil Schwimmzeiten und Wasserflächen beschränkt sind. „Wenn dann, wie im Lehrbecken Im Brömm ein Angebot längere Zeit ausfällt, hat das gleich drastische Folgen für mehrere Grundschulen.“
Im Herbst 2011 hat Andrea Roling, die in Gelsenkirchen das Quietschfidel-Projekt betreut, erneut eine Schulumfrage gestartet. 54 Grundschulen wurden angeschrieben, von (nur) 29 hat sie Antwort bekommen. Erfasst wurden so ca. 6220 Schüler. 1561 von ihnen waren in der vierten Klasse noch Nichtschwimmer, nur 637 hatten ein Schwimmabzeichen ab Stufe Bronze. Auch wenn es der Sommerkurs anders suggeriert: „Seepferdchen“, so Spernol, sollten wir noch nicht als sichere Schwimmer zählen.“