Gelsenkirchen. . Die Stadt hat seit August die Rückerstattung von Essensgeld für Fehltage abgeschafft, dabei aber die Pauschale auf gleicher Höhe belassen. Das heißt, jetzt wird auch für die Ferien durchgezahlt und während der Weihnachtsschließung. Das hat einige Familien auf die Palme gebracht.
Familie Hagen ist sauer auf die Stadt und hat deshalb einen offenen Brief an den Oberbürgermeister und die Fraktionen geschrieben. Der Grund für ihre Beschwerde: Die Kosten für das Mittagessen in städtischen Kitas.
Die werden seit dem 1. August nämlich grundsätzlich pauschal kassiert, egal, ob das Kind in der Kita war oder nicht. Bislang hatte die Stadt je zwei Euro je Fehltag abgezogen, wenn die Eltern Bescheid gegeben hatten, dass das Kind nicht mitessen wird.
Der monatliche Preis indes bleibt unverändert: 45 Euro im Monat, für Kinder mit Leistungen aus dem Bildungsteilhabepaket 20 Euro. Dieser Preis liegt im Vergleich mit Nachbarkommunen im Durchschnitt. Für Familie Hagen ist es dennoch nichts anderes als eine Preiserhöhung.
Explodierender Aufwand
Alfons Wissmann, Betriebsleiter der Gekita, in der die städtischen Kitas organisiert sind, erklärt die Änderung mit explodierendem Aufwand für die Rückerstattung. „Als wir mit dem Mittagessen angefangen haben, waren es gerade mal 200 Essen. Jetzt sind es jeden Tag 1600 Essen, die bei uns ausgegeben werden. In den Einrichtungen gibt es keine EDV, das heißt, es muss jeder Tag für jedes Kind händisch erfasst werden, weitergeleitet und monatlich aufgerechnet. Das ist einfach viel zu aufwendig, das können unsere Mitarbeiter nicht mehr stemmen.“
Erstattet wird jetzt erst ab dem 30. Fehltag. Auch für Urlaube, die viele Familien aus beruflichen Gründen außerhalb der Schließungszeiten nehmen müssen, gibt es also keine Rückerstattung mehr. Auch das findet Wissmann angemessen: „Es ist heute ja keiner bei uns mehr drauf angewiesen, in den Schließungszeiten seiner Kita zu fahren. Wir bieten die Unterbringung in anderen Einrichtungen an, wenn die Eltern nachweislich aus beruflichen Gründen zu anderen Zeiten fahren müssen. Und da entstehen auch keine Mehrkosten.“
Und die anderen Kita-Träger in Gelsenkirchen?
Die Einrichtungen des evangelischen Kirchenkreises zahlen seit Januar auch erst ab 30 Fehltagen Geld zurück. 48 Euro kostet das Essen für Kinder in diesen Kitas monatlich. Allerdings gibt es auch Abstufungen, etwa wenn ein Elternteil nur drei Tage je Woche arbeitet und das Kind immer nur an drei Tagen isst.
Eine kräftige Erhöhung
In den katholischen Tagesstätten des Bistums gibt es die Rückerstattung noch. Es wird auf Wunsch weiterhin spitz abgerechnet, obwohl dies ein sehr hoher Aufwand ist, wie Stephan Lamprecht vom Kita-Zweckverband betont. Deshalb werden zwei Arten von Bezahlung angeboten: Die Einzelabrechnung und eine günstigere Monatspauschale. Im Schnitt zahlen Eltern in katholischen Kitas damit rund 2,50 Euro je Mittagessen.
Für Familie Hagen steht aber fest: Die pauschale Streichung der Erstattung ist eine kräftige Gebührenerhöhung, schon allein, weil auch während der Schließung zu Weihnachten und im Sommer voll weiterkassiert wird. Auf bis zu 50 Euro Mehrkosten ohne Krankheitstage kommen die Hagens.
Für Gekita-Chef Alfons Wissmann aber stellt die Änderung nur die Kontinuität beim gemeinsamen Mittagessen sicher. Auch bei den Preisen, da heute auch Personal extra für die Essensausgabe bezahlt werde, was bisher nicht berücksichtigt worden sei. Über die Abrechnung im Sommer müsse man allerdings nochmal nachdenken, räumt er ein. Und über eine eigene Pauschale für Kinder, die regelmäßig nur zwei oder drei Tage in der Kita essen. Ungleichbehandlungen und „soziale Verwerfungen“ wolle man doch vermeiden.