Gelsenkirchen. . Weil zu wenig U3-Betreuungsplätze vorhanden sind, befürchtet der städtische Träger wie GeKitas eine Klagewelle betroffener Eltern.
Naturwissenschaftler, Mathematiker im Speziellen, und alle jene, die Tag ein Tag aus Zahlenwerk bemühen, kommen seit Urzeiten nicht an antiken Buchstaben vorbei. Es dürfte daher ein weiterer Finger in der klaffenden Wunde der Hellenen sein, dass ausgerechnet der griechische Großbuchstabe Δ (Delta) als Symbol des Mangels, als Differenz zwischen Haben und Sein, herhalten muss. Jedoch: Auch deutsche Behörden haben das kecke Dreieck dieser Tage oftmals vor Augen, zum Beispiel, wenn es um Plätze in Kindertagesstätten (Kitas) geht.
Hier vor Ort bemüht sich das Referat Erziehung und Bildung, ein nicht allzu düsteres Bild zu zeichnen. Referatsleiter Alfons Wissmann spricht von einem kleinen Delta in Höhe von „sieben Prozent hinsichtlich der Betreuungskapazitäten von Unterdreijährigen“ (U3). Klingt nach wenig, doch dieser Zahl liegt die von Bund und Land ermittelte Bedarfsquote von 32 Prozent zu Grunde. Die Wirklichkeit, das räumt auch der 59-jährige Experte unverblümt ein, sieht anders aus: „Wir rechnen mit deutlich höheren Anmeldezahlen als es die Bundesquote derzeit vorgibt.“
Es droht eine Klagewelle
Und so wappnet man sich im Buerschen Exil-Rathaus vor einer möglichen Klagewelle, die insbesondere Kitas in städtischer Trägerschaft träfe, denn sie fallen ab dem 1. August 2013 unter den garantierten Rechtsanspruch. Bis dahin kann und wird noch einiges geschehen, wie Alfons Wissmann verspricht, immerhin seien zu den aktuell 62 Kitas sechs weitere im Bau – wohl aber erst mit dem Kindergartenjahr 2013/2014 fertig.
Und bis dahin sieht das Angebot vor Ort wie folgt aus: „Die Versorgung für Kindergartenkinder ist zu 100 Prozent gedeckt, wir haben insgesamt 7938 Plätze“, erklärt Wissmann, „ein leichtes Plus an Plätzen von 1,13 Prozent im Vergleich zu 2011.“ Diese teilen sich auf in 4839 Stellen (+6,22 Prozent) bei den Gelsenkirchener Kindertagesstätten (GeKitas) und in 3099 Stellen (-5,2 Prozent) in freier Trägerschaft. Hintergrund der Zuwächse und Verluste: Die Stadt hat jüngst vier kirchliche Einrichtungen – jene Im Emscherbruch, am Hedwigplatz, an der Kolbstraße und Ückendorfer Straße – übernommen. 1022 U3-Plätze (+7,2 Prozent) sind vorhanden, die Zahl der U2-Angebote beläuft sich derzeit auf 421 (+2,7 Prozent). Macht zusammen 1443 Plätze für U3-Kinderbetreuung.
Intensivbetreuung nur in kleinen Betrieben möglich
Was aber tun, wenn mehr Kinder als Plätze vorhanden vor den Türen stehen? Auch darüber haben sich die Stadtoberen die Köpfe zerbrochen. Angedacht ist, leer stehende Räume in anderen Gebäuden zu nutzen bzw. Mehrzweckräume kurzfristig mit Kita-Gruppen zu belegen. „Etwa für ein halbes Jahr“, sagt Wissmann, der eine vergrößerte Kinderschar pro Gruppe für die schlechteste denkbare Alternative hält. „Unterdreijährige brauchen eine sehr intensive Betreuung. Das geht nur in kleineren Verbänden.“
Und noch auf einen weiteren Umstand weist Alfons Wissmann hin: „Die Tendenz geht zu Ganztagspflege- bzw. -betreuungsplätzen.“ Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass heutzutage beide Elternteile für den Unterhalt bzw die Betreuung aufkommen müssen. Qualität kostet eben. Viel.