Gelsenkirchen. .
Er wird jeden Tag mit Füßen getreten und häufig richtet man den Blick erst auf ihn, wenn man verschämt nach unten schaut: Der Boden spielt, vor allem in der Kunst, gemeinhin kaum eine Rolle. Das soll sich jetzt ändern, denn am Freitag wird in der Innenstadt eine Reihenausstellung eröffnet, die „Kunst am Boden“ heißt. Acht Galerien, Ateliers, Cafés und Gaststätten öffnen dabei ihre Pforten und präsentieren Malerei und Skulpturen, die am Boden liegen oder auf diesem stehen.
Die Gelsenkirchener Künstlerin Jenny Canales, die die Idee zu diesem ungewöhnlichen Format hatte, erklärt: „Als Inspirationsquelle wirkte dabei die Straßenmalerei. In Südamerika, wo ich herkomme, gibt es viele Künstler, die mit Kreide den Boden bemalen. In deutschen Städten sieht man sie kaum noch, weil hier die städtischen Auflagen für diese Art von Kunst so strikt sind. Ich finde allerdings, dass Kunst am Boden etwas Faszinierendes hat. Und das wollte ich mit dieser Ausstellung einfangen.“
Spontan haben Leute mitgemacht
Mit dieser Idee im Hinterkopf sprach Canales Künstler aus der Region und Aussteller sowie Gastronomen in der Stadt an – und traf allerorts auf offene Türen. „Alle haben sich ganz spontan entschlossen, bei der Aktion mitzumachen“, sagt die gebürtige Chilenin, die in einem der Cafés und in ihrem Atelier Jenny an der Weberstraße 64 auch eigene „Kunst am Boden“ zeigt: Metallskulpturen. Direkt daneben lassen sich auch Skulpturen des Künstlers Jürgen Behfeld finden, dem ein paar Ecken weiter wiederum die „Art Galerie Unikat“ auf 90 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine ganz eigene Werkschau widmet.
„Als Jenny Canales bei uns angefragt hat, haben wir sofort zugesagt und sogar unseren Urlaub aufgeschoben“, sagt Miriam Galla von der Galerie an der Husemannstraße. (Öffnungszeiten im Atelier Jenny: dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr, in der Galerie Unikat montags und freitags von 10 bis 17 Uhr, hier dauert die Ausstellung bis 24. August). „Die meisten anderen Ausstellungsorte sind täglich zwischen 9.30 Uhr und 19 Uhr geöffnet“, betont Jenny Canales.
Bis zum 24. Juli
Und wer alles auf einen Blick sehen möchte, erhält dazu am Freitag ab 19 Uhr Gelegenheit, wenn das Projekt „Kunst am Boden“ im Café Veneto offiziell eröffnet wird – mit einer Einführung von Jörg Loskill und Lesungen von zwei Autoren. Bis zum 24. Juli werden die Werke dieser Reihe in Gelsenkirchen gezeigt, danach sollen sie weiter wandern ins Museum Fünte Gracht 209 in Mülheim, wo sie ab dem 27. Juli gezeigt werden.
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„Bei uns ist viel Platz im Garten, so dass wir die Skulpturen auf einen Blick präsentieren können“, sagt Frank Bruns von dem Mülheimer Museum, der sich über den kulturellen Austausch mit Gelsenkirchen freut. „Wenn man zusammenarbeitet, lernt man viel mehr Künstler aus der Region kennen.“
So werden bei „Kunst am Boden“ auch Künstler aus Bonn, Aachen, Essen und Bottrop dabei sein. Unter anderem sind Horst Schielmann, Wini M., Elke Knoppe, Christoph Woloszyn, Jürgen Behfeld, Angela Polowinski, Silvia Walkenbach, Olga Breiniger und Alexander Dörr mit von der Partie. Sie präsentieren dabei ganz unterschiedliche Werke, von Holzskulpturen mit großen Füßen bis zu gemalten Collagen.