Friedhof der Kuscheltiere

Gelsenkirchen.

Friedhof der Kuscheltiere trifft auf verrückte Vögel, reduzierte Skulpturen auf opulente Malereien: In der Alten Villa des Kunstmuseums zeigen sieben hochkarätige Künstler sieben sehr unterschiedliche künstlerische Positionen. Was die Aussteller eint: Alle haben sie mal an der Basis, genauer, als Lehrbeauftragte an der Kunstakademie Düsseldorf, angefangen. „Basis“, so titelt nun auch der Kunstverein Gelsenkirchen die Ausstellung, die am Freitag, 6. Juli, um 19 Uhr eröffnet wird.

Das vielfältige Geschehen an den Kunstakademien der Region zu spiegeln, das zählt schon seit Anfang der Achtziger zu den Zielen des Kunstvereins. Zuletzt präsentierte sich die noch sehr junge Klasse Völkel von der Kunstakademie Münster in der Alten Villa. Nun also stehen die Pädagogen als Künstler im Fokus. Vier Maler und drei Bildhauer und Objektkünstler treten mit 55 Arbeiten in den direkten Dialog.

Kein Gruppenverständnis

Als Gruppe verstehen sie sich nicht. Udo Dziersk, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und 1961 in Gelsenkirchen geboren, nennt vor allem Qualität, Kompetenz und internationale Erfolge als bindendes Glied der sehr eigenständigen Positionen.

Es dominiert die Malerei. Nicht die gestisch-expressive, sondern die fein ausgearbeitete, sich an der Figur orientierende.

Materialexperimente

Alfred Dades zarte Aquarellmalerei von zugemüllten Landschaften, die zwischen Romantik und Wirklichkeit hin und her schwanken, trifft auf konstruktive Farbstreifenkompositionen von Vera Leutloff. Die wiederum konstrastiert mit Udo Dziersk’ opulenten, nahezu erzählerischen Gemälden voller rätselhafter Motive. Dziersk selbst sagt über sein Schaffen: „Ich reflektiere in meinen Arbeiten über das, was ich tue, Reisen zum Beispiel.“

Dazwischen thronen auf hölzernen Säulen die bunten „Bagbirds“, die Taschenvögel, von Georg Wittwer. Er nutzt den Schrott der Wohlstandsgesellschaft für neue, augenzwinkernd ironische, aber auch sozialkritische Objekte.

Überfluss an Spielzeugtieren

Sein spielerischer Friedhof der Kuscheltiere besteht aus einer 2,50 mal 2,50 Meter großen Wand aus Glasbausteinen. Ins Innere jedes Steins quetschte er bunte Plüschtiere, von Kindern ausrangiert oder im Billigladen gekauft.

Der Titel der Arbeit, „Last diversity“ (Letzte Vielfalt) verweist, so der Künstler, auf so manchen Überfluss an Spielzeugtieren in den Kinderzimmern hin, während draußen die tatsächliche Artenvielfalt zugrunde geht.

Schlaglichter in spannenden Kontrasten

Eine Hommage an das „Wunder von Berlin“, an den Fall der Mauer, hielt der in Albanien geborene Künstler Alfred Dade in einem emotionalen, monumentalen Triptychon fest. Zur Ruhe kommt das Auge des Betrachters in einer Raumecke, in der Katharina Jahnke vor allem grau-schwarze, reduzierte Objekte und Fotografien präsentiert. Ihre Arbeiten aus Fundstücken reflektieren über Themen wie Chaos und Ordnung, Regel und Zufall. Ihre Werke nennt die Künstlerin Materialexperimente.

Die Ausstellung wirft Schlaglichter in spannenden Kontrasten auf aktuelle Kunstpositionen.